Nikola Tesla: Wer war der Kauz, dessen Name auf den Autos von Elon Musk steht?

Sonderling Nikola Tesla war nicht nur Erfinder von Wechselstrom und Radio, er ist auch das große Vorbild von Elon Musk. Wer war der Mann wirklich?

In einem Restaurant bestellte er zum Essen immer genau achtzehn Servietten dazu. Und was er aß, musste extralang gekocht werden, weil er Viren und Bakterien fürchtete. Deshalb gab er Menschen auch nie die Hand, es sei denn, er trug Handschuhe. Er wohnte immer im Hotel und nur in Zimmern, deren Nummern durch drei teilbar waren, und bevor er das Hotel betrat, ging er dreimal um den Block herum. In den letzten Jahren vor seinem Tod lebte er mit einer weißen Taube zusammen. Dies ist die Geschichte von Nikola Tesla, eines seltsamen, aber genialen Technikers, der Ende des 19. Jahrhunderts aus Europa nach New York zog und später das Vorbild von Elon Musk wurde. 

Ohne Nikola Tesla wäre die Welt heute eine andere. Ohne ihn würde die Lampe am Schreibtisch, das Radio im Wohnzimmer und die Kaffeemaschine in der Küche, also eigentlich alles, was eine Steckdose braucht, heute nicht so funktionieren. Und trotzdem muss man ihn der Geschichte seiner Erfindungen etwas suchen, denn sein Name wäre fast vergessen, wenn es nicht dieses Auto geben würde, das so heißt wie er: Tesla. 

Dafür haute sich der heutige Tesla-Eigentümer und amerikanische Allround-Rüpel Elon Musk auf die Brust: „Wir“, so Musk, „nannten Tesla nach Nikola Tesla, einem der größten Ingenieure aller Zeiten.“ Nur: So stimmt das nicht. Auf den Namen und die Idee des E-Autos kamen im Jahr 2003 in Wahrheit die kalifornischen Elektronik-Tüftler Martin Eberhard und Marc Tarpenning. Elon Musk stieg wenig später als Investor ein, verdrängte die Gründer, um Tesla allein zu beherrschen.

Doch schaut man sich Elon Musk und den im Jahr 1856 im damaligen Serbien geborenen Nikola Tesla genauer an, kommt man schnell auf die Idee, dass sich Musk heute für dessen Bruder im Geiste, wenn nicht sogar für die Fortsetzung des schnauzbärtigen Kauzes hält, der glaubte, das Universum besser verstanden zu haben als Albert Einstein. Für Größenwahn ist Musk ja bekannt. Und Tesla war es ebenfalls. Nur war der Größenwahn des Erfinders nicht ganz unberechtigt, schaut man sich seine wichtigsten Erfindungen an.

Nikola Tesla: Gute Ideen führen noch nicht zu Reichtum

Als mittelloser Maschinenbau-Ingenieur ohne Abschluss wanderte er 1884 in New York ein und meldete vier Jahre später den ersten Wechselstrom-Generator zum Patent an. Bis dahin wurde Strom in den USA von Gleichstrom-Generatoren erzeugt, der aber über Kabel nur wenige hundert Meter geleitet werden konnte und dann schwächer wurde. Wechselstrom, der 50-mal in der Sekunde von Plus zu Minus die Richtung wechselt, ließ sich dagegen über Leitungen hunderte Kilometer transportieren, ohne an Leistung zu verlieren. Das Patent vom Teslas Generator wurde 1888 vom amerikanischen Industriemagnaten George Westinghouse gekauft, der damit in den sogenannten „Stromkrieg“ gegen den Glühbirnen-Erfinder und Gleichstrom-Verfechter Thomas Alva Edison zog. Als bei den Niagara-Fällen das erste Wasserkraftwerk der USA Wechselstrom erzeugte, wurde dieser zum Standard des ganzen Kontinents  – und später der Welt.

Aber das war es noch lange nicht mit den Erfindungen von Nikola Tesla. Die noch übrigen Finanzen investierte er in neue Experimente und in ein Labor bei Colorado Springs. Nach zahlreichen Versuchen, die Energie von Blitzen einzufangen und weiterzuleiten, entwickelte er einen Resonanz-Transformator, um Energie zur Beleuchtung drahtlos zu transportieren. Ohne es zunächst zu bemerken, erfand er somit die ersten Radio-Wellen und damit die Funk-Technik, deren Patentierung aber einen Monat später der Physiker Guglielmo Marconi zu Unrecht für sich beanspruchte.

Kurz darauf erstaunte Tesla das Publikum der Pariser Weltausstellung im Jahr 1893 mit seinen „Wunderlampen“, die ohne elektrisches Kabel leuchteten. Sie waren die Vorläufer der späteren Neonröhren und wurden drahtlos mit Strom versorgt. Und so ging das weiter, der rastlose, immer gut gekleidete Sonderling, der nachts nur zwei Stunden schlief und in seinen Hotelzimmern Tauben beherbergte, dachte sich noch ein U-Boot aus, das nie gebaut wurde; träumte von einer Wunderwaffe, die später den 1. Weltkrieg entscheiden sollte.

Reich wurde Tesla mit seinen Erfindungen allerdings nicht. Alles, was er verdiente, gab er gleich wieder im Luxushotel Waldorf-Astoria und in benachbarten Restaurants aus, gönnte sich Lederhandschuhe und Krawatten, die er nach einer Woche Tragen wieder wegwarf.

Wie Teslas krudes Weltbild in Elon Musk fortlebt

In seinen Memoiren „Meine Erfindungen“ und anderen Aufsätzen, versuchte der Ingenieur und Elektroniker sein technisches Weltbild auf die Menschheit zu übertragen. Liest man darin herum, findet man die Saat, aus der heute Elon Musks Brachial-Gedanken sprießen: „In vergangenen Zeitaltern merzte das Gesetz des Überlebens des Stärkeren die weniger wünschenswerten Stämme grob aus. Dann begann das neue Mitleid des Menschen, das rücksichtslose Wirken der Natur zu stören“ schreibt Nikola Tesla und folgte den damals populären Ideen der Eugenik. Weiter heißt es da: „Infolgedessen erhalten wir weiterhin die Untauglichen am Leben und züchten sie fort.“

Ähnliches Denken findet man heute bei Elon Musk wieder, wenn er sagt: „Die grundlegende Schwäche der westlichen Zivilisation ist Empathie.“ Denn die werde als Waffe zur Zerstörung der Gesellschaft eingesetzt, so Musk. 

An einem anderen Punkt muss Elon Musk helle Freude gespürt haben, wenn er bei Tesla las: „Für mich ist das Universum einfach eine große Maschine, die nie entstanden ist und nie enden wird. Der Mensch ist keine Ausnahme von der natürlichen Ordnung. Der Mensch ist, wie das Universum, eine Maschine.“ Man braucht nur die Arbeiter in den Tesla-Autofabriken zu befragen, um Menschen zu hören, die sich wie Maschinen behandelt fühlen. 

Doch bei all diesen scheinbaren Gemeinsamkeiten muss man doch auf die Unterschiede zwischen Tesla und Musk hinweisen. Nikola Teslas Weltbild war elitär, teilweise auch eugenisch, also dem Erbgut-Denken verschrieben, zudem extrem technokratisch. Aber wenn er Menschen mit Maschinen gleichsetzte, war es keine Geringschätzung des Menschen, sondern – so absurd das klingt – eine Liebeserklärung an die Maschine, die seiner Meinung nach die Menschheit eher retten würde als der Mensch selbst. Das ist der Unterschied zum Rüpel Musk, der Technik und Maschinen nur als Werkzeuge für die Allmacht und den Profit von Menschen wie ihm selbst, Trump und anderen Potentaten sieht.

Der Allmachtsgedanke, nicht nur die Erde, sondern auch andere Planeten wie den Mars zu erobern und auszubeuten, auch das unterscheidet Musk vom Fantasten Tesla, der zwar an die Raumfahrt glaubte, aber nicht auf kolonialistische Weise. Er verstand sie als Trost. Denn Tesla war sicher, dass im Zyklus des Universums der einstige Eisklumpen Erde wieder zu einem Eisklumpen werden würde. Irgendwann in „etwa sechs Millionen Jahren“, aber „es wird die Möglichkeit bestehen, auf einem fernen Stern ein neues Feuer zu entfachen“, so Optimist Tesla.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert