Jonathan Meese & DJ Hell: Hier ist das beste Musikvideo von 2025. Es wurde mit KI erstellt. Wie geht das?

Künstliche Intelligenz erstellte das Musikvideo für „Gesamtklärwerk Deutschland“ von DJ Hell und Jonathan Meese. KI-Experte erklärt, wie er sie dazu brachte

Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit DJ Hell, dem Künstler Jonathan Meese und dessen 93-jähriger Mutter Brigitte?
DJ Hell hat mich über Instagram kontaktiert, weil er ein paar Filme von mir gesehen hatte. Er hat mich gefragt, ob wir ein Musikvideo zusammen machen können. Dann haben wir telefoniert, und er hat mir erzählt, dass er zusammen mit Jonathan Meese eine Kraftwerk-Hommage plant. Das hat sofort gepasst, weil ich großer Kraftwerk-Liebhaber bin.

Das Video ist ziemlich wild. Wie würden Sie es zusammenfassen?
In „Gesamtklärwerk Deutschland“ geht es um Klärung – also das Klärende, das Reinwaschende. Ich habe die beiden Künstler als Puppenroboter dargestellt, weil ich dachte, ich muss die Zuschauer erst einmal in die Geschichte reinholen. Also wollte ich, dass sie denken: „Oh, das wird sicher eine lustige Puppengeschichte!“

Youtube-Video Gesamtklärwerk Deutschland

Aber dann geht’s in ein gruseliges Klärwerk.
Ja, die beiden steigen in ein Klärwerk mit sehr dreckigem Wasser.

Voller ekliger Monster!
Die immer wieder aus der Tiefe auftauchen. Das Wasser wird dann immer klarer, und am Ende werden auch die beiden Künstler von Maschinen geklärt und treten dann vor einen Jesus, der wohl Heroin genommen hat. Es sei denn, es ist Jonathan Meese. Oder es ist der Teufel. Am Ende zerfallen sie zu Sternenstaub.

„Ein Jesus, der wohl Heroin genommen hat. Es sein denn, es ist Jonathan Meese. Oder es ist der Teufel.“ Szene aus „Gesamtklärwerk Deutschland“
© Ponywurst Productions

Wie war die Reaktion der beiden?
Als ich ihnen die ersten 30 Sekunden zugeschickt habe, war die erste Frage von Jonathan Meese: „Wo ist meine Mutter?“ Ich habe gesagt: „Warte, die kommt schon noch, sobald ihr im Klärwerk angekommen seid.“

Sie sitzt dann als eine Art James-Bond-Bösewicht Blofeld im Klärwerk und streichelt eine Katze, während die beiden Künstler in einem Wasserglas gefangen sind, das neben ihr steht.
Ja, ich hatte viele künstlerische Freiheiten. Und die habe ich dann auch genutzt.

Szene aus „Gesamtklärwerk Deutschland“: Jonathan Meeses Mutter Brigitte als KI-generierter James-Bond-Bösewicht. Ihr Sohn Jonathan und DJ Hell befinden sich in den Gläsern neben ihr
© Ponywurst Productions

Es gab keinen Dreh

Wie waren die drei beim Dreh?
Es gab keinen Dreh.

Wie? Sie haben die drei nie getroffen?
Erst später, auf der Video-Release-Party in Wien.

Aber woher kommen all die Videoaufnahmen mit den dreien?
Das Problem habe ich mit meinen Werkzeugen gelöst.

Eine düstere Unterwelt voller Monster: Szene aus „Gesamtklärwerk Deutschland“
© Ponywurst Productions

Sie haben alles mit KI generiert?
Ich versuche immer zu vermeiden, zu sagen: „Ich habe das mit KI gemacht.“

Warum?
Weil ich unterschiedliche Werkzeuge benutze. Ich bin auch kein KI-Filmemacher. Sondern ich erzähle Geschichten, unter anderem mit Filmen. Mal ist das Ausgangsmaterial gemalt, mal ist es ein Foto, mal ist es KI-generiert. Ansonsten ist so ein Video sehr viel Handarbeit. Ich nutze viel Photoshop und klassische Schnittsoftware. 

Meeses Mutter zum Beispiel sieht sehr realistisch aus in der James-Bond-Szene. Wie kam diese Aufnahme zustande?
Das Ausgangsmaterial sind Fotos, die mir die beiden Künstler geschickt haben oder die ich im Internet gefunden habe. Davon ausgehend, habe ich dann mit KI ihre Gesichtszüge in 3D nachgebaut. Das heißt, ich habe sie quasi – in Anführungsstrichen – „nachgemalt“, wenn man das so übersetzen möchte. Und schließlich habe ich das alles mit KI zum Laufen gebracht. 

Was sagte Meeses Mutter zu ihrem KI-Avatar?
Sie fand es toll. Und war ganz fasziniert, wie ich die drei dargestellt habe. 

Jonathan Meese hat sich gefreut, dass ich seine Mutter als James-Bond-Bösewicht dargestellt habe

Und was sagte Meese?
Er hat sich besonders darüber gefreut, dass ich seine Mutter als James-Bond-Bösewicht Blofeld mit Katze dargestellt habe. Er hat mir gesagt, er hätte schon immer ein James-Bond-Bösewicht sein wollen. Und jetzt ist es eben seine Mutter geworden. Das fand er schön.

Der Künstler Jonathan Meese und seine Mutter Brigitte sind unzertrennlich. Hier vergnügen sie sich nach der Premiere von Meeses Stück „Barrier Reef“ am Wiener Volkstheater an einem Würstlstand, 2022
© Karl Schöndorfer

Aus braunem Wasser wird klares

Hat das Video eine politische Botschaft?
Aus braunem Wasser wird klares. Wenn Sie das als politische Botschaft deuten möchten, dann ist es vielleicht auch eine.

Szene aus „Gesamtklärwerk Deutschland“: Die KI-Avatare von Jonathan Meese (links) und DJ Hell (rechts) treiben durch eklig braunes Wasser. Dieses Land braucht tatsächlich eine gute Kläranlage
© Ponywurst Productions

Mit welchen KI-Tools haben Sie gearbeitet?
Mit allen, die mir zur Verfügung standen. Die Frage ist ein bisschen so, als stünden Sie vor einem Haus und fragten den Architekten: „Sag mal, was benutzt ihr hier eigentlich für Akkuschrauber?“ Am Ende ist es egal, welche Tools man benutzt. Der Prozess ist ein klassisch filmemacherischer.

Wie genau sieht der Prozess in Ihrem Fall aus?
Man stellt sich etwas vor und versucht, es mit seinen Werkzeugen zu realisieren. Manche Werkzeuge arbeiten mit künstlicher Intelligenz und andere eben nicht. Und am Ende sitze ich an einem klassischen Filmschnittprogramm und füge alles zusammen.

Es gibt nicht diese eine Zaubermaschine, die alle Puppen tanzen lässt

Jetzt spielen Sie die Rolle der KI etwas herunter.
Eines steht jedenfalls fest: Es gibt nicht diese eine Zaubermaschine, der ich sagen kann: „Lass die Puppen tanzen!“ Sondern am Ende ist es immer feine Handarbeit. Jede Szene, jede Sekunde, jeder Schnitt ist händisch gesetzt. Jede Geschwindigkeit muss händisch angepasst werden. Denn unterschiedlichen KI-Programme geben ihre Filmbewegungen immer in verschiedenen Geschwindigkeiten aus. Das muss angeglichen werden. Und das erfordert Taktgefühl.

Woher kommt das Ausgangsmaterial, das Sie am Ende zusammenschneiden?
Ich generiere sehr viele Bilder mit unterschiedlichen Werkzeugen. Mal mit Photoshop, mal mit KI-Programmen. Dann stellt man sich vor, was passieren soll, verwandelt das in Befehle für die KI und bringt so die Bilder zum Laufen. Und am Ende nimmt man all diese generierten Szenen und fügt sie ganz klassisch in einem Filmschnittprogramm zusammen. Ich orchestriere also einzelne Puzzleteile.

„Ich orchestriere Puzzleteile“: Szene aus „Gesamtklärwerk Deutschland“
© Ponywurst Productions

Wie genau bringt die KI die statischen Bilder zum Laufen?
Ich möchte noch mal darauf hinweisen, dass es nicht die eine KI gibt. Sondern es gibt sehr viele unterschiedliche Werkzeuge, die zufällig KI benutzen. Um also Bilder zum Laufen zu bringen, gibt man der KI beispielsweise ein Anfangsbild und ein Endbild. Dann gibt man ihr einen Befehl, der ihr sagt, was dazwischen geschehen soll. 

Künstliche Intelligenz ist viel Trial-and-Error

Wie lange brauchen Sie für eine gute Szene?
Wie lange brauchen Sie, um einen Kniffel zu würfeln? Das lässt sich einfach schwer sagen. Manchmal funktioniert es beim ersten Mal. Es kann aber auch sein, dass ich an einer Szene eine ganze Nacht sitze, weil es nicht funktioniert, was ich mir ausgedacht habe. Weil das die Maschinen einfach nicht hergeben. Und dann muss ich die Szene entweder verwerfen oder so lange weiter probieren, bis da der Kniffel liegt. KI ist viel Trial-and-Error.

Wie lange haben Sie für das Video insgesamt gebraucht?
Um die 15 Tage Nettoarbeitszeit. 15 sehr lange Tage mit Nachtschichten. Telefonate und Abstimmungen kommen natürlich noch einmal obendrauf.

Wie viele Personen sind in so ein Projekt involviert?
Wenn man die Künstler mit der Musik noch dazuzählt, dann sind wir zu viert. Video, Regie und Umsetzung habe ich alleine gemacht.

Wie viele unterschiedliche Computerprogramme brauchen Sie für so ein Video?
Ungefähr 20 verschiedene KI-Programme. Dazu kommt noch Photoshop und eben all die klassischen Film-Tools wie Schnittsoftware. 

Warum braucht man so viele unterschiedliche KI-Programme?
Weil nicht jedes Programm alles kann. Es gibt eben nicht die eine Maschine, der man sagt: „So, mach das fertig!“ Das eine Tool ist gut darin, von einer Szene in die nächste zu gehen. Das andere Tool ist gut darin, Menschen möglichst realistisch in Bewegung zu versetzen. Dann gibt es wieder ein Tool, das Autos besser kann. Und ein anderes ist wieder lichtstärker. Und jede Woche kommen neue Programme heraus, die wieder etwas anderes besser können. Ich habe meine Buchhaltung gebeten, regelmäßig all meine Abonnements zu prüfen, denn da ist alles immer im Fluss.

Haben Sie jemals für dieses Video eine Kamera benutzt?
Da muss ich erst überlegen. Ja, ein Mal habe ich sogar auch eine Kamera benutzt.

Für welche Szene?
Ein Mal habe ich meinen Mund beim Sprechen gefilmt. Und das Video davon dann mit einer KI in das Gesicht von Jonathan Meese eingebaut. Damit es realistischer aussieht, wenn er seinen Text sagt.

Mussten Sie je Ihr Studio verlassen?
Nur, um spazieren zu gehen, um den Kopf wieder frei zu kriegen.

„Das Studio habe ich nur zum Spazieren verlassen, um den Kopf wieder frei zu kriegen“: Szene aus „Gesamtklärwerk Deutschland“
© Ponywurst Productions

KI demokratisiert Herrschaftswissen

Auf Youtube gibt es unter dem Video einige kritische Kommentare.
Hätte es in den Hochzeiten von Kraftwerk schon das Internet gegeben, hätten diese Nutzer wahrscheinlich auch unter Kraftwerk-Hits geschrieben, dass das ja jetzt auch ganz fürchterlich sei, dass jetzt mit Computern Musik gemacht wird. Mit all diesen KI-Tools, die verrückte Animationen produzieren, wird gerade sehr viel Herrschaftswissen demokratisiert. Das führt dazu, dass sogar einige Filmschaffende Angst bekommen und sagen: „Wenn das jetzt jeder kann, dann kommt ja ganz viel Schrott.“

Wenn man sich Tiktok anschaut, ist das auch nicht ganz falsch: Dauernd erwürgt irgendeine Python irgendeinen armen Pudel.
Ja, aber eine solche ablehnende Haltung hat man sicher auch schon bei Musikprofessoren aus dem 17. Jahrhundert angetroffen, als sich plötzlich nicht mehr nur Könige ein Klavier leisten konnten, sondern auch die Mittelschicht. Damals gab es sicher auch viele, die sagten: „Da kommt jetzt aber ganz schön viel Schrott auf uns zu.“ Aber eine solche Demokratisierung bedeutet doch immer auch, dass sich plötzlich ein armer Chuck Berry oder ein Elvis Presley eine Gitarre leisten kann. Ohne diese Demokratisierung der Werkzeuge würde uns heute sehr viel gute Musik fehlen. Also ja, sobald man Herrschaftswissen demokratisiert, wird mehr Schrott produziert. Und ja: Jobs verändern sich. Aber es gibt eben auch ganz viele neue Jobs. Ich zum Beispiel habe mir mithilfe dieser Tools einen Job geschaffen, in dem ich Dinge mache, von denen ich vor zwei Jahren niemals auch nur geahnt hätte, dass ich jemals überhaupt fähig sein würde, so etwas zu tun. Das gibt auch ein großes Gefühl von Freiheit.

Ist KI der Tod der Filmindustrie?
Absolut nicht. Photoshop war ja auch nicht das Ende von Illustratoren oder Fotografen. Es wird immer alles geben. Aber wenn die Entwicklung in der jetzigen Geschwindigkeit voranschreitet, wird es wahrscheinlich in den nächsten fünf bis sieben Jahren eine große Filmproduktion im Hollywood-Stil geben, die jemand ganz alleine zu Hause in seinem Kämmerlein zusammengebaut hat. Und die über alternative Vertriebswege wie YouTube zum Welthit werden könnte. Das ist durchaus möglich. Aber das ist nicht der Tod, sondern eher sehr erfrischend.

Man kann die Entwicklung der KI nicht mit einer Petition aufhalten

Aber es wird Jobs töten.
Jobprofile und Businessmodelle werden sich ändern. Jeder, der Angst hat vor den Werkzeugen der KI, sollte sich ganz dringend damit auseinandersetzen, statt zu sagen: „Stopp, wir brauchen eine Pause!“ Auch Synchronsprecher sollten ganz schnell sehen, wie sie ihre Stimmen lizensieren können. Denn das wird für sie das Geschäft der Zukunft. Viele Filmschaffende verlangen jetzt eine Pause. Aber man kann die Entwicklung nicht mit einer Petition aufhalten. Das wird nicht funktionieren.

Szene aus dem Video zu „Gesamtklärwerk Deutschland“: Hallo, ich bin die Zukunft. Ich bin gar nicht so schlimm
© Ponywurst Productions

Die Entwicklung ist schon traurig. Wozu sollte noch jemand mit einer Kamera auf die Straße gehen und mühselig irgendwelche Auto-Szenen filmen, wenn Sie das alles zu Hause im in Ihrem Studio machen können.
Die Frage ist doch immer: Was möchte man wie erreichen, und wie soll es nachher aussehen? Klar, man kann Autos mit KI bauen und animieren, aber das ging vorher auch schon mit 3D. Klar wird man sagen: „Das machen wir mit KI, das ist günstiger.“ Aber bei anderen Sachen wird man dann eben sagen: „Nee, das drehen wir jetzt draußen, weil wir das realer brauchen.“

Haben Sie das Gefühl, dass die Filmindustrie verstanden hat, was da mit KI auf sie zukommt?
Nein, das hat sie nicht. Es gibt noch sehr viele Menschen, die an ihren Businessmodellen hängen bleiben und sagen: „Das muss reguliert werden.“ Aber dieselbe Diskussion hätte man bei 3D-Artists auch haben können. Bloß geht die Entwicklung heute sehr viel schneller. Der einzige Vergleich, der mir zu den aktuellen Veränderungen einfällt, ist die Einführung des Tonfilms. Das ging ja auch sehr schnell. Und auch damals gab es absurde Proteste. In Deutschland gingen die Kinomusiker auf die Straße. Es gibt sogar ein wunderbares Plakat von damals, darauf steht: „Tonfilm macht die Kunst kaputt.“ Hat alles nicht geholfen: Innerhalb von einem Jahr war der der Tonfilm eingeführt.

Ich kann nur sagen: Fangt einfach an, mit KI zu spielen

Verstehen Sie denn nicht die Angst, die KI hervorruft?
Natürlich verstehe ich die. Und in meinen Vorträgen versuche ich auch immer, den Menschen ihre Angst zu nehmen. Denn das Schöne ist: Es wird nichts bringen, sich zu verweigern. Ich kann nur jedem sagen: Fang einfach an, mit KI zu spielen. Denn all das, was ich da erschaffen habe, ist durch Spieltrieb entstanden. Ich habe wirklich nicht aus kommerziellem Interesse angefangen, mich mit künstlicher Intelligenz auseinanderzusetzen. Sondern einfach, weil es mich fasziniert hat. Also habe ich angefangen zu spielen.

„Also habe ich angefangen zu spielen“: Szene aus „Gesamtklärwerk Deutschland“
© Ponywurst Productions

Und es hat Sie befreit.
Die beiden großen Philosophen Joko und Klaas wurden einmal in einer Show gefragt, was für Sie das Gegenteil von Arbeit sei? Und beide haben unabhängig voneinander geantwortet: „Spielen!“ Ich kann nur sagen: Spielt mit dieser KI. Dann werdet Ihr schon sehen, wofür man sie benutzen kann.

Sie haben vor etwa 1,5 Jahren angefangen, KI zu nutzen. Damals haben Sie überlegt, wie wohl eine „Grand-Theft-Auto“-Ausgabe aussehen würde, die auf Sylt spielt, und haben dazu einen Trailer erstellt. Später haben Sie dann das virale Anti-AfD-Video „Oma, was war nochmal dieses Deutschland?“ produziert. Wie haben sich die KI-Werkzeuge seitdem verändert?
Damals haben die Szenen nur so ungefähr eine Sekunde getragen. Danach ist jede Szene ins Chaos abgeglitten. Dann ist den Menschen plötzlich noch ein zusätzlicher Arm gewachsen oder noch ein zusätzlicher Kopf. Oder das Auto ist unvermittelt explodiert. Die Bilder sind verrutscht. Heute sind die generierten Szenen sehr viel konsistenter geworden. Jetzt funktionieren auch längere Szenen schon sehr gut. Und die Bildqualität insgesamt hat sich sehr verbessert.

Youtube-Video Sylt

Was kann KI noch nicht?
Es sind noch immer sehr viele fragmentierte Tools. Deren Ergebnisse muss man zusammenbringen. Am Ende geht es immer um Storytelling. Und das bleibt immer das Menschliche. Man braucht ein Gefühl für Geschwindigkeit und Takt. Das ist wie beim Tanzen. Gerade bei Musikvideos braucht man Taktgefühl. Erst damit kann man dann die Einzelteile zum Tanzen bringen. Am Ende bleibt es immer noch klassisches Filmemachen. Man braucht immer noch den Dirigenten, jemanden der alles zusammenbringt und orchestriert.

Youtube-Video Deutschland

Aber sicher wird es auch irgendwann eine KI geben, die orchestrieren kann. Haben Sie keine Angst, von ihr ersetzt zu werden?
Überhaupt nicht. Es wird immer um die Orchestrierung von Maschinen gehen. Es wird immer den menschlichen Geist geben, der sich etwas vorstellt und den Maschinen dafür Befehle erteilt. Und das, was diese Maschinen dann liefern, muss weiterhin orchestriert werden und mit den Vorstellungen abgeglichen werden, die sich der Mensch zuvor von seinem Werk gemacht hat. Und man wird immer entscheiden müssen: Gefällt mir das? Oder lasse ich die Maschine etwas anderes ausspucken. Am Ende wird es immer um Geschmack gehen. Wie seit Erfindung der Kunst.

Sobald Herrschaftswissen demokratisiert wird, gibt es auch viel Schrott

Es gibt gerade viele KI-Filmchen, die Tiktok und Instagram überfluten. Wie würden Sie beschreiben, was da gerade entsteht?
Es ist ein bisschen wie in den Neunzigern, als Photoshop aufkam und plötzlich viele Menschen Technoflyer erstellt haben. Dafür wurden sämtliche Schriftarten und Effekte verwendet. Wenn da ein Grafiker drauf geschaut hat, wurde schnell klar: absoluter Müll. Aber so ist das halt: Sobald Herrschaftswissen demokratisiert wird, gibt es auch viel Schrott. Aber das ist nicht schlimm. Trotz Technoflyer gibt es ja immer noch gute Typographen. Am Ende wird sich immer zeigen, dass die handwerkliche Seite der Kreativität nicht verloren geht.

Unter Ihrem Video hat ein Youtube-Nutzer in die Kommentare geschrieben: „KI ist keine Kunst.“ Was ist Ihre Antwort?
Er hat Recht. KI ist keine Kunst. KI ist KI. Es ist ein Tool. Das wir schon sehr lange nutzen. Ich habe KI schon 2004 genutzt, um Inhalte von E-Mails zu analysieren. Schon damals haben wir Large Language Models entwickelt. KI ist schon die ganze Zeit um uns herum. Keine Kamera ohne KI. KI bleibt immer ein Werkzeug. Aber Kunst kann immer nur durch den Menschen entstehen.

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