Sie waschen Geld, tricksen bei der Steuer und handeln mit Drogen: Auch in Deutschland ist die italienische Mafia gut vernetzt. In einem Bundesland ist sie besonders aktiv.
Mehrere Hundert Polizisten gehen in vier Bundesländern mit einer Razzia gegen Mafia und organisierte Kriminalität vor. Das teilte die Polizei in Aalen mit. Demnach laufen Untersuchungen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, dem Saarland und auch in Italien. Es habe Festnahmen gegeben. Die italienische Polizei sprach von 29 Festnahmen, die meisten davon in Italien. Genaue Orte der Durchsuchungsmaßnahmen in Wohnobjekten in Deutschland nannte ein Polizeisprecher nicht.
Die Razzia laufe in mehreren Landkreisen in Baden-Württemberg, sagte der Polizeisprecher. Darunter seien der Rems-Murr-Kreis, der Kreis Ludwigsburg und der Großraum Stuttgart.
Der Einsatz gehe auf eine Ermittlungskooperation mit den italienischen Behörden zur Bekämpfung der Mafia und organisierten Kriminalität zurück. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart und die Polizei luden zu einer Pressekonferenz für 14 Uhr im Landratsamt in Waiblingen ein.
Nach Angaben der italienischen Polizei wurden bei dem gemeinsamen Einsatz in Italien und Deutschland insgesamt 29 Menschen festgenommen, davon 20 in Italien. Den Verdächtigen wird eine Verbindung zur kalabrischen Mafiaorganisation ‚Ndrangheta vorgeworfen.
Italienische Mafia vor allem in Baden-Württemberg aktiv
Nach einer letzten Auskunft des Innenministeriums (April 2024) leben in Baden-Württemberg rund 170 Personen, die das Landeskriminalamt Baden-Württemberg der organisierten Kriminalität zurechnet. Tätige Mafiaorganisationen seinen `Ndrangheta, Cosa Nostra, Camorra und Sacra Corona Unita. Die regionale Verteilung der rund 170 Personen zeige eine Häufung im Bodenseeraum und im Großraum Stuttgart.
Nicht nur als Rückzugsraum, sondern auch als Aktionsraum nutzten kriminelle Organisationen nach Art der italienischen Mafia die wirtschaftlich und geografisch günstige Lage Baden-Württembergs. Das Spektrum der Straftaten geht laut Ministerium dabei vom betrügerischen Handeln mit Lebensmitteln über den illegalen Rauschgifthandel, Waffendelikte und Geldwäsche bis hin zum Steuerbetrug.
In Baden-Württemberg sei bislang keine Zusammenarbeit von verschiedenen Gruppierungen festgestellt worden, hieß es in der Antwort des Innenministeriums auf eine Anfrage der FDP im Landtag. Experten italienischer Antimafiabehörden vertreten jedoch die Auffassung, dass die Gruppierungen bei Erforderlichkeit und beiderseitigem Vorteil auch temporär beziehungsweise im Einzelfall zusammenarbeiten.