Kriminalität: Messerangriffe, Drogen, Extremismus – Mehr Delikte erfasst

Im Jahr 2024 wurden in Thüringen mehr Straftaten erfasst. Auch im Bereich der politisch motivierten Kriminalität stiegen die Zahlen. Es gibt aber auch Erfolge.

Angesichts gestiegener Kriminalitätszahlen hat sich Thüringens Innenminister Georg Maier besorgt gezeigt. Es gebe positive, aber auch ernstzunehmende und besorgniserregende Tendenzen, sagte der SPD-Politiker bei der Vorstellung neuer Kriminalitätsstatistiken in Erfurt. Im vergangenen Jahr wurden 156.100 Delikte erfasst, damit 3,8 Prozent mehr als 2023. Dazu gehörten knapp 5.000 Gewaltdelikte – etwa Körperverletzung, Totschlag, Mord oder Raub. „Selbstverständlich gehört Sicherheit zum Grundversprechen unseres Staates“.

Anstieg rechter und linker Straftaten im „Superwahljahr“ 

Auch die Zahl der politisch motivierten Straftaten stieg deutlich – und erreichte den Daten zufolge seit 2020 einen Höchststand. 

Im vergangenen Jahr wurden 5.234 derartige Taten im Freistaat registriert. Das waren 2.137 mehr als im Jahr 2023 und entspricht somit einem Anstieg von 69 Prozent. 2.839 registrierte Fälle waren politisch rechts motiviert. Das sind 1.004 Fälle mehr als noch im Jahr 2023. Im Jahr 2024 wurden 960 politisch links motivierte Delikte erfasst, im Jahr zuvor waren es noch 444 gewesen.

Maier sagte, diese Entwicklungen seien nicht zu akzeptieren. „Alles, was in unserer Macht steht, werden wir tun, um die Demokratie in Schutz zu nehmen.“ Weiterhin gehe die größte Gefahr vom Rechtsextremismus aus. Maier wies darauf hin, dass 2024 für Thüringen ein „Superwahljahr“ war – mit Kommunalwahlen, Europa- und Landtagswahl. Von den 5.234 politisch motivierten Straftaten waren 1.785 sogenannte Propagandadelikte.

Schutz der Demokratie

Maier betonte, es gebe aber auch tieferliegende Ursachen für die Entwicklungen. Es gebe eine „Verrohung des politischen Klimas“ und ein „unglaubliches Ausmaß an Desinformationen“. „Wir müssen feststellen, dass die Verbreitung von Verschwörungserzählungen immer weiter stattfinden kann.“ Der Sozialdemokrat forderte, dass die Menschen in Thüringen nicht zulassen, dass die Demokratie angegriffen wird.

Die Linke-Abgeordnete Katharina König-Preuss betonte, dass hinter den Zahlen Menschen stehen, die Opfer etwa von rechter Gewalt wurden. „Thüringen hat ein erhebliches Problem mit rechten Straftaten.“ 

Der CDU-Innenpolitiker Jonas Urbach sprach von einem Alarmzeichen. „Das Superwahljahr 2024 war geprägt von zahlreichen zerstörten Wahlplakaten, Übergriffen auf Parteibüros oder auch auf Mandatsträger und Wahlkämpfer. Das ist völlig inakzeptabel, aber sicher nicht die einzige Erklärung für einen derartigen Anstieg bei politisch motivierten Straftaten“, sagte er in einer Mitteilung. Er forderte eine bessere Ausstattung der Sicherheitsbehörden. 

Weniger Einbrüche, mehr Messerangriffe

Maier sprach auch von positiven Entwicklungen in den Statistiken. So seien die Zahlen bei den Wohnungseinbrüchen zurückgegangen, ebenso wie die erfassten Fälle von Telefontrickbetrug. Eine „Entwarnung“ gebe es aber nicht, sagte Maier. 

Im Jahr 2024 wurden 1.053 Wohnungseinbrüche in Thüringen erfasst, 2023 waren es noch 1.226. Die Zahl der Telefontrickbetrugsfälle sank von 5.661 Fällen im Jahr 2023 auf 3.449 Fälle im vergangenen Jahr.

Besorgt zeigte sich Maier bei dem deutlichen Anstieg von erfassten Messerangriffen. Es gebe eine „signifikante Steigerung“. Der stellvertretende Chef des Landeskriminalamts, Heiko Schmidt, sagte, die hohe Aufklärungsquote von 89 Prozent in diesem Bereich könne nicht darüber hinwegtäuschen, „dass wir hier ein Problem haben“. 

Im Jahr 2024 wurden 791 Messerangriffe erfasstIm Jahr 2023 hatte es noch 418 Messerangriffe gegeben, im Jahr davor 267.

Keine Entlastung durch Teillegalisierung von Cannabis

Auch bei Rauschgiftdelikten sind die Gesamtzahlen rückläufig. Das liegt nach Einschätzung Schmidts aber vor allem an der Teillegalisierung von Cannabis. Zu einer Entlastung der Polizei führe das seiner Ansicht nach aber nicht. Zwar habe sich die Kontrollnotwendigkeit im Streifendienst verringert. Derzeit könne aber der Bedarf auf dem Markt nicht gedeckt werden, sodass es zu illegalen Einfuhren komme. Anstiege gab es beispielsweise bei Kokain und bei sogenannten neuen psychoaktiven Substanzen – dazu zählt auch Fentanyl, das als besonders gefährlich und schädlich gilt.

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