Der bekannte frühere Drogenhändler und Pablo-Escobar-Weggefährte Carlos Lehder Rivas ist nach einem Flug von Deutschland nach Kolumbien festgenommen worden. Der 75-jährige Deutsch-Kolumbianer wurde nach seiner Landung am Flughafen der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá am Freitag der Polizei übergeben, am Samstag ordnete ein Richter Untersuchungshaft an.
Nach Angaben der kolumbianischen Einwanderungsbehörde wurde Lehder nach dem Flug aus Frankfurt festgenommen, weil ein Haftbefehl gegen ihn vorlag. Lehders Anwältin Sondra Macollins sagte dem Radiosender Caracol Radio, der Haftbefehl sei 2017 wegen Herstellung und Besitzes von Waffen ausgestellt worden, „um eine 1995 verhängte Haftstrafe von 24 Jahren“ zu vollstrecken. Allerdings seien die Taten verjährt, der Haftbefehl deswegen nicht mehr gültig. Ein Gericht in Bogotá soll den Fall am Montag prüfen.
Lehder hatte in den 1970er und 1980er Jahren zusammen mit dem berüchtigten Drogenboss Escobar für dessen Medellín-Kartell Kokain in Milliardenwert aus Kolumbien in die USA geschmuggelt. Der Sohn eines deutschen Einwanderers setzte dabei auf Kleinflugzeuge, mit denen die Drogen transportiert wurden, und eine Insel auf den Bahamas als Umschlagplatz. Er wurde 1987 – mutmaßlich nach einem Tipp von Escobar selbst – von der kolumbianischen Polizei festgenommen und an die USA ausgeliefert.
Lehder wurde im folgenden Jahr von einem US-Bundesgericht in Florida wegen Drogenhandels zu lebenslanger Haft plus 135 Jahren Gefängnis verurteilt. Die Haftstrafe wurde aber herabgesetzt, nachdem er als Zeuge in einem Drogenprozess gegen Panamas früheren Machthaber Manuel Noriega aussagte. Lehder kam schließlich 2020 nach mehr als 30 Jahren Gefängnis frei und wurde nach Deutschland abgeschoben.
Pablo Escobar war 1993 bei einem Einsatz von Sicherheitskräften in Medellín erschossen worden. Escobars Medellín-Kartell war lange Zeit eine der mächtigsten Drogenorganisationen der Welt.