Fieberhafte Suche nach Verschütteten nach schwerem Erdbeben in Myanmar und Thailand

Nach dem verheerenden Erdbeben in Myanmar und Thailand haben Einsatzkräfte am Wochenende fieberhaft nach Verschütteten gesucht. Im Bürgerkriegsland Myanmar trafen erste Einsatzkräfte und Hilfsgüter aus dem Ausland ein. Angesichts der Katastrophe mit mehr als 1600 Toten erklärten die gegen die Militärregierung des Landes kämpfenden Rebellen eine zweiwöchige Teil-Waffenruhe. In Thailands Hauptstadt Bangkok, wo das Erdbeben einen Hochhaus-Rohbau zum Einsturz gebracht hatte, stieg die Totenzahl auf auf 17. 83 Menschen wurden noch vermisst.

Das Erdbeben der Stärke 7,7 hatte sich am frühen Freitagnachmittag ereignet, das Epizentrum lag in der Nähe von Myanmars zweitgrößter Stadt Mandalay. Nach Angaben von Geologen handelte es sich um das schwerste Beben in dem südostasiatischen Land seit Jahrzehnten. Die Erschütterungen reichten bis nach Thailand, China, Kambodscha, Bangladesch und Indien. 

In Myanmar stürzten zahlreiche Gebäude und Brücken ein. Dramatisch war die Lage etwa am Wohnblock Sky Villa Condominium in Mandalay. Von den zwölf Stockwerken waren nur noch sechs übrig. Unter großen Anstrengungen entfernten Einsatzkräfte Trümmerteile mit bloßen Händen, um zu Verschütteten zu gelangen. 

In der zweitgrößten Stadt Myanmars gelang es den Rettungskräften 30 Stunden nach dem Erdbeben am Samstagabend, eine Frau lebendig aus den Trümmern zu bergen. Unter Applaus wurde sie auf einer Trage zu einem Krankenwagen gebracht. Nach Angaben eines Vertreters des Roten Kreuzes wurden jedoch noch mehr als 90 Menschen unter den Schuttbergen des Wohnblocks vermutet.

Win Lwin machte sich am Sonntag ein Bild von seinem eingestürzten Teeladen, in dem durch das Beben etwa sieben Menschen gestorben seien. Er suche nach weiteren Verschütteten, sagte er der Nachrichtenagentur AFP. „Aber ich weiß, dass es keine Überlebenden geben kann.“ 

Am Samstagabend und Sonntagmorgen versetzten zwei Nachbeben die Menschen in Mandalay in Angst. An der Hauptfeuerwache der 1,7-Millionen-Einwohner-Stadt kamen Lastwagen voller Einsatzkräfte an, die von dort zu Einsätzen in der ganzen Stadt geschickt werden.

Landesweit wurden laut vorläufigen Angaben der Militärjunta vom Samstag 1644 Menschen Tote gezählt, mindestens 139 Menschen wurden noch vermisst. Zudem gab es mehr als 3400 Verletzte. 

Angesichts der instabilen Kommunikationsnetze dürften aber viele Meldungen von Todesopfern noch fehlen. Es wird mit einem weiteren drastischen Anstieg der Opferzahlen gerechnet. Nach Berechnungen der US-Erdbebenwarte USGS bestand eine 35-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass die Zahl der Todesopfer in Myanmar zwischen 10.000 und 100.000 liegen könnte.

Die Vereinten Nationen erklärten, Myanmar sei auf eine Katastrophe dieses Ausmaßes nicht vorbereitet. Es herrsche ein großer Mangel an medizinischer Ausrüstung.

Das Land am Golf von Bengalen leidet seit vier Jahren unter einem Bürgerkrieg, der mit der Machtübernahme der Junta einsetzte. Infrastruktur und die öffentliche Gesundheitsversorgung sind vielfach nicht mehr funktionstüchtig. Nach Angaben von Hilfsorganisationen befanden sich bereits vor dem Erdbeben etwa 3,5 Millionen Menschen auf der Flucht.

Die aus dem Exil agierende Nationale Einheitsregierung rief angesichts der Katastrophe am Sonntag eine zweiwöchigen Teil-Waffenruhe aus. Die gegen die Militärregierung kämpfenden Volksstreitkräfte (PDF) würden in den von dem Erdbeben betroffenen Gebieten keine offensiven Militäreinsätze ausführen, „Aktionen zur Verteidigung“ seien allerdings ausgenommen. 

Die oppositionelle Nationale Einheitsregierung erklärte weiter, sie werde in den von ihr kontrollierten Gebieten „mit der UNO und mit Nichtregierungsorganisationen zusammenarbeiten, um Sicherheit, Transport und die Einrichtung von temporären Rettungscamps und medizinischen Lagern zu gewährleisten“.

Der Chef der Militärregierung, Min Aung Hlaing, hatte in einem ungewöhnlichen Schritt bereits kurz nach dem Erdbeben „jedes Land, jede Organisation“ um Hilfe gebeten. Deutschland, die EU und viele weitere Länder sowie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sagten Unterstützung zu. „Wir werden helfen“, sagte auch US-Präsident Donald Trump.

Am Wochenende trafen erste Einsatzteams aus dem Ausland ein. So brachte ein indisches Flugzeug ein Rettungsteam, ein Ärzteteam und Hilfsgüter nach Myanmar. China entsandte 82 Helfer. Das Nachbarland Thailand schickte 55 Armeeangehörige mit sechs Spürhunden sowie technisches Gerät wie Kräne und Bagger.

Thailand war von dem Erdbeben ebenfalls nicht verschont geblieben. Dort sprachen die Behörden am Sonntag von mindestens 17 Toten und 32 Verletzten. Die meisten der 83 Vermissten wurden unter den Trümmern eines 30-stöckigen Hochhaus-Rohbaus vermutet, der bei dem Beben eingestürzt war. 

Einsatzkräfte suchten unter den riesigen Bergen aus Beton und Stahl weiter nach ihnen. Rund um den eingestürzten Bau versammelten sich Dutzende Menschen, die nach ihren Angehörigen suchten.

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