Zum 700. Mal sitzt Frank Schmidt bei einem Pflichtspiel des 1. FC Heidenheim auf der Trainerbank. Viel schöner hätte dieses Jubiläum für ihn und sein Team in Wolfsburg nicht verlaufen können.
Trainerikone Frank Schmidt hat in seinem Jubiläumsspiel mit dem 1. FC Heidenheim drei wichtige Punkte im Bundesliga-Abstiegskampf geholt. Beim verdienten 1:0 (1:0)-Auswärtssieg gegen einen erschreckend schwachen VfL Wolfsburg stand der 51-Jährige am Samstag zum 700. Mal bei einem Pflichtspiel seines Clubs an der Seitenlinie.
Ein Elfmeter-Tor von Marvin Pieringer in der 16. Minute bescherte dem Tabellen-16. auch zum ersten Mal in dieser Bundesliga-Saison so etwas wie eine kleine Erfolgsserie. Nach dem dritten Spiel ohne Niederlage verdrängten die Heidenheimer den VfL Bochum wieder vom Relegationsplatz.
Vor 21.545 Zuschauern erlebte der 25 Jahre alte Pieringer eine Anfangsphase der Extreme. In der 9. Minute prallte er bei einem Kopfballduell mit Sebastiaan Bornauw zusammen, blutete stark und musste mehrere Minuten behandelt werden. Der Stürmer konnte jedoch weiterspielen und wurde gleich bei seiner ersten Aktion im Strafraum von Joakim Maehle gefoult. Pieringer selbst nahm sich den Ball und traf zum 0:1.
Schmidt erklärt Erfolgsgeheimnis
Diese Widerstandsfähigkeit ist ein Merkmal des kleinen Clubs. Schmidt übernahm die Heidenheimer 2007 in der damals viertklassigen Oberliga Baden-Württemberg. 3. Liga, 2. Bundesliga, erste Liga, Conference League waren die weiteren Stationen eines beispiellosen Aufstiegs. „Immer bei sich bleiben, immer authentisch sein und gar nicht so viel nachdenken, sondern machen“, sagte der Langzeittrainer vor dem Spiel in einem Sky-Interview über sein Erfolgsrezept.
Ein solches Rezept fehlt den Wolfsburgern im eigenen Stadion. Heidenheim war nach Holstein Kiel (2:2), dem VfL Bochum (1:1) und FC St. Pauli (1:1) bereits der vierte Abstiegskandidat, gegen den in den vergangenen zwei Monaten kein Heimsieg gelang. Die VfL-Fans pfiffen ihr Team schon zur Halbzeit lautstark aus.
Kritik an Hasenhüttl wächst
Ein Manko war der Ausfall des gelbgesperrten Torjägers Mohammed Amoura. Ein anderes ist die immer wieder sichtbare Einfallslosigkeit des Europapokal-Kandidaten gegen tiefstehende und kompakt verteidigende Gegner.
Heidenheim zog sich nach dem Führungstor weit zurück und nahm praktisch jeden Wolfsburger Spieler in strikte Manndeckung. In der ersten Halbzeit waren die einzigen Antworten des harmlosen VfL darauf ein Freistoß von Maximilian Arnold (34.) und eine Schusschance von Patrick Wimmer (45.+7).
Zur Pause wechselte Wölfe-Trainer Ralph Hasenhüttl mit dem Dänen Jonas Wind einen echten Mittelstürmer ein und sorgte damit zumindest kurzzeitig für etwas mehr Schwung. Sein Team wirkte nicht mehr ganz so statisch und apathisch.
Wie sicher ist Hasenhüttls Job?
Die Wolfsburger ließen so jedoch auch viel Raum für Heidenheimer Gegenstöße. Adrian Beck (48.), Budu Siwsiwadse (56./63.) und Pieringer (90.) kamen dem 0:2 auf diesem Weg deutlich näher als die harmlosen Gastgeber dem 1:1. Außerdem stieß Pieringer noch ein zweites Mal mit seinem Gegenspieler Bornauw zusammen (58.) – war diesmal aber wieder schneller auf den Beinen.
Die Wolfsburger hatten in der zweiten Hälfte nur zwei gute Ausgleichschancen durch Lukas Nmecha (77./88.). So wächst beim Volkswagen-Club der Rückstand auf einen Europapokal-Platz und auch die Kritik an Trainer Hasenhüttl. Noch wird sie nur im Umfeld und hinter vorgehaltener Hand geäußert. Doch mit Tabellenplatz und Spielweise des Teams ist in Wolfsburg niemand mehr zufrieden.