Auch bei den Gerichtsvollziehern steht eine Ruhestandswelle an. Schon allein, um genügend Ersatz zu schaffen, muss der Berufsstand laut Verband attraktiver werden.
Thüringens Gerichtsvollzieher haben Nachwuchssorgen: Ihr Landesverband rechnet damit, die Folgen der alternden Gesellschaft in den kommenden Jahren deutlich zu spüren. „Perspektivisch, wenn man auf den Altersdurchschnitt schaut, dann gehen spätestens in drei Jahren mit einem Schlag einige von uns in den Ruhestand“, sagte Jana Weber, Vorsitzende des Landesverbands Thüringen des Deutschen Gerichtsvollzieher Bunds.
„Und ich weiß nicht, aus welchem Pool man Nachfolger schöpfen kann“, so Weber weiter und verweist darauf, dass auch andere Bereiche Nachwuchssorgen haben. Sie nannte unter anderem zwei Punkte, mit denen der Gerichtsvollzieherdienst im Kampf um die besten Köpfe mithalten könne.
Forderung nach Änderungen in der Ausbildung
„Unsere Arbeit beschränkt sich nicht mehr darauf, „Kuckucke zu kleben“, wir tragen mehr Verantwortung, sind mit vielen Reformen und Technikwandel konfrontiert“, sagte Weber. Das Siegel auf von Gerichtsvollziehern gepfändeten Gegenständen wird umgangssprachlich „Kuckuck“ genannt.
Um den veränderten Herausforderungen zu begegnen, fordere der Berufsverband schon länger die Änderung der Ausbildung, so Weber. Abiturienten sollten direkt nach der Schule ein Bachelor-Studium aufnehmen können. Bislang führt der Weg zum Job als Gerichtsvollzieher über den mittleren Justizdienst und eine 18-monatige Sonderlaufbahn.
Forderung: Einstieg in höhere Besoldungsgruppe
Dadurch würde sich auch die Chancen ergeben, die Besoldung attraktiver zu gestalten, so Weber. Bachelor-Absolventen könnten dann in der Besoldungsstufe einsteigen, wo aktuell in der Regel bereits Schluss für die Gerichtsvollzieher sei. Generell sollte die Besoldungsstruktur überdacht werden, so der Appell Webers. Ihr zufolge arbeiten aktuell rund 90 Gerichtsvollzieher in Thüringen, wovon der Großteil im Landesverband organisiert sei.
Aufgaben auch im Familienrecht
Neben den klassischen Aufgaben Pfändung und Räumung sind Gerichtsvollzieher auch dafür zuständig, dass ein Schuldner seine Vermögensverhältnisse offenlegt. Sie holen selbstständig Auskünfte bei Behörden ein, um die Angaben zu prüfen. Manche Aufgaben seien auch „emotional tiefgreifend“, sagte Weber. Das sei nicht nur bei manchen Räumungen der Fall, sondern etwa auch, wenn eine Gerichtsanordnung in einem Sorgerechtsverfahren durchgesetzt werden soll.