Ausmaß noch unklar: Viele Tote bei schwerem Beben in Südostasien befürchtet

Die Erde bebt minutenlang, Gebäude und Brücken stürzen ein. Das Zentrum ist in Myanmar, wo es viele Tote geben könnte. Aber auch in mehreren anderen Ländern der Region ist das Beben zu spüren.

Ein starkes Erdbeben hat mehrere Länder Südostasiens erschüttert und nach ersten Informationen große Schäden angerichtet. In Myanmar, wo das Epizentrum lag, kamen nach Medienberichten mindestens 21 Menschen ums Leben. Es werde mit weiteren Todesopfern gerechnet. In Thailand wurden drei Todesfälle offiziell bestätigt.

Zu spüren war das Beben unter anderem in Thailands Hauptstadt Bangkok, aber auch in Teilen Indiens, Chinas und in Vietnams Hauptstadt Hanoi. Die Stadtverwaltung erklärte Bangkok zum Katastrophengebiet. Das Ausmaß der Schäden sowie die Zahl von Toten und Verletzten in allen betroffenen Ländern ist noch unklar. 

Die herrschende Militärjunta rief in mehreren Regionen Myanmars den Notstand aus. Im ehemaligen Birma stürzten als Folge der heftigen Erdstöße unter anderem eine Moschee und ein Kloster ein. Das Rote Kreuz in Myanmar spricht von verheerenden Schäden. Es bestehe große Sorge, dass Dämme am Fluss Irrawaddy beschädigt worden seien und brechen könnten. 

Hochhaus eingestürzt

In Bangkok brach der Rohbau eines mehr als 30 Stockwerke hohen Gebäudes nach den Erschütterungen in sich zusammen. Videos im Internet zeigten, wie Arbeiter vor dem einstürzenden Hochhaus davonliefen. Thailands Institut für Notfallmedizin meldete dort drei Tote und 68 Verletzte. Nach Medienberichten werden mehr als 80 Arbeiter noch vermisst.

Das Auswärtige Amt teilte mit, es gebe keine Erkenntnisse über betroffene Deutsche. Die Lage sei aber noch sehr unübersichtlich. Auf den bei Urlaubern beliebten Inseln Koh Samui und Phuket spürten Anwohner nichts von dem Erdstoß. 

Das Deutsche Geoforschungsinstitut (GFZ) in Potsdam verzeichnete für das Erdbeben eine Stärke von 7,6 in Myanmar in einer Tiefe von circa 20 Kilometern. Die US-Erdbebenwarte USGS registrierte ein Beben der Stärke 7,7 in zehn Kilometer Tiefe. Die Erde habe teils minutenlang gezittert, hieß es. Zudem registrierten die US-Forscher ein paar Minuten später etwas südlich ein weiteres Erbeben mit einer Stärke von 6,4. 

Myanmar schon gezeichnet durch Chaos und Gewalt 

Das stärkere Beben ereignete sich etwa 50 Kilometer östlich von Monywa im Zentrum Myanmars. In dem östlich davon gelegenen Mandalay, der mit 1,6 Millionen Einwohnern zweitgrößten Stadt des Landes, kamen nach Medienberichten zehn Menschen beim Einsturz einer Moschee ums Leben. In Taungoo brach ein Kloster ein, in dem Vertriebene untergebracht waren. In Sagaing stürzte eine alte Brücke ein. Fotos zeigten zudem beschädigte historische Pagoden in Myanmars Hauptstadt Naypyitaw. 

Seit einem Militärputsch im Februar 2021 versinkt das frühere Birma ohnehin schon in Gewalt und Chaos, verschiedene Rebellengruppen kämpfen teils erfolgreich gegen die Armee. Aus dem Land dringen nur wenige Informationen nach außen.

Die Kliniken brauchen nach Angaben von General Zaw Min Tun, dem Sprecher der Militärjunta in Myanmar, dringend Blutkonserven. In Mandalay seien die Krankenhäuser mit der Menge an Verletzten überfordert, schilderte Bewohner Zin Nyi, der dort an den Rettungsarbeiten beteiligt war, der Deutschen Presse-Agentur. „Viele meiner Freunde waren zum Gebet in der Moschee. Als ich dort ankam, war die Moschee eingestürzt“, sagte er. Das gelte für viele Gebäude der Stadt. An allen Ecken sei Weinen zu hören. 

Nach Angaben von Yin Yin Thwe, einer Bewohnerin von Mandalay, steckten viele Menschen unter den Trümmern fest. Es gebe zu wenige Helfer. Mehrere internationale Hilfsorganisationen teilten mit, erste Nothilfsmaßnahmen würden eingeleitet.

Panik in Bangkok

In Bangkok bebte minutenlang die Erde, Menschen verließen in Panik ihre Häuser. Auch noch Stunden nach dem Beben waren Sirenen zu hören. Im Stadtteil Silom im Zentrum der Hauptstadt waren Tausende Menschen auf der Straße, viele rannten. Sofort waren auch Helfer im Einsatz, die die Menschen anleiteten, sich unter freien Himmel zu begeben und die Gebäude zu verlassen. Aus den Krankenhäusern wurden Patienten auf die Straßen gebracht. In vielen Wohnanlagen ließ das Beben die Schwimmbecken überschwappen.

Thailands Ministerpräsidentin Paetongtarn Shinawatra erklärte am Abend (Ortszeit), die Schäden hielten sich in Grenzen. Ein Tsunami-Risiko bestehe nicht. Die Menschen könnten in ihre Wohnungen zurückkehren.

Schäden und Verletzte in China

In China war das Beben in der an Myanmar angrenzenden Provinz Yunnan in Südwestchina deutlich zu spüren, wie das chinesische Staatsfernsehen berichtete. Der Katastrophenschutz in der Stadt Ruili sprach von Schäden an Häusern und Verletzen, wie chinesische Medien unter Berufung auf die Behörde berichteten. 

Auch in den chinesischen Provinzen Guizhou und Guangxi waren die Erdstöße zu spüren. Aus Vietnam, wo etwa in der Hauptstadt Hanoi die Erde bebte, wurden zunächst keine Schäden bekannt.

Nachbeben wahrscheinlich

In den betroffenen Ländern herrschte Angst vor möglichen Nachbeben. Mit solchen sei zu rechnen, sagte der Geophysiker Oliver Heidbach vom Deutschen Geoforschungsinstitut (GFZ) in Potsdam der Deutschen Presse-Agentur. „Das ist von großer Bedeutung, weil dann die seismischen Wellen, die durch starke Nachbeben erzeugt werden, schon auf vorgeschädigte Gebäude treffen.“ Rettungsarbeiten könnten dadurch erschwert oder sehr gefährlich werden. 

Das Epizentrum hat nach Angaben des Wissenschaftlers an einer sogenannten Störung gelegen, die die Bewegung der indischen Platte abfängt. Dort gebe es etwa alle 100 Jahre ein starkes Beben im Magnitudenbereich 7.

Oft verheerende Schäden

Bei schweren Erdbeben wie jetzt in Myanmar sind die Schäden meist verheerend. Oft sterben Tausende, durch die Zerstörungen verlieren ganze Bevölkerungen ihr Zuhause. Gerade Asien ist immer wieder betroffen. Afghanistan (Juni 2022), Indonesien (September 2018) und Nepal (Mai 2015) erleben Katastrophen mit Tausenden Toten. 

Als besonders verheerend ist das Erdbeben vom März 2011 vor der japanischen Ostküste in Erinnerung, das fast 16.000 Menschenleben forderte und die Havarie des Atomkraftwerks in Fukushima verursachte.

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