Regierungswechsel: Cem Özdemir: Per Fahrrad ins Amt und zurück

Zum Staatsoberhaupt fahren die Kabinettsmitglieder üblicherweise in der Limousine. Agrarminister Özdemir setzt eine eigene kleine Tradition fort.

Bei der Wahl des Verkehrsmittels zum Schloss Bellevue bleibt sich Cem Özdemir treu: Der Grünen-Politiker kam mit dem Fahrrad zum Amtssitz des Bundespräsidenten, um die Entlassungsurkunde als Minister des scheidenden Kabinetts entgegenzunehmen – wie schon bei seiner Ernennung im Dezember 2021. Statt im Dienstwagen rollte der 59-Jährige – mit Anorak und Helm – auf dem Rad auf das Gelände und stellte es gleich neben der Eingangstreppe ab.

Von Wehmut sprechen wollte Özdemir nicht. „Ich bin erstmal einfach dankbar“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur vor dem Schloss. Es sei ihm ja nicht an der Wiege gesungen worden, dass er, dessen Eltern einst aus der Türkei als Arbeiter nach Deutschland gekommen sind, einmal Bundestagsabgeordneter werde. „Und dann wurde ich nicht nur Minister, sondern gleich Doppelminister.“ Geschäftsführend bleibt er als Ressortchef für Landwirtschaft und Bildung wie die ganze Regierung von Kanzler Olaf Scholz (SPD) auch vorerst noch im Amt.

Schneller als im Dienstwagen 

Özdemirs kleine Tradition, mit dem Fahrrad zum Schloss Bellevue zu fahren, hatte begonnen, als Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ihn zum Agrarminister ernannte. Auch zur zusätzlichen Ernennung zum Bildungsminister nach dem Ampel-Aus radelte er. „Beim ersten Mal war es jetzt wirklich gar nicht geplant“, erzählte Özdemir. Damals habe er überlegt: „Wenn jetzt alle mit der Limousine fahren, gibt’s einen wahnsinnigen Stau, und dann bin ich schneller. Und genauso war es.“ 

Man sei in Berlin vor allem auf kurzen und mittleren Strecke so einfach schneller und kriege den Kopf klar, sagte Özdemir. Allerdings seien es drei verschiedene Räder gewesen: „Mein erstes Fahrrad wurde geklaut, das zweite ist gerade in der Werkstatt, aber ich habe ja Gott sei Dank auch Dienstfahrräder.“

Radeln auch in Stuttgart 

Das baldige Ende der Ministerzeit ist für Özdemir auch ein Abschied aus der Bundespolitik. Er wechselt in seine Heimat Baden-Württemberg. Großes Ziel ist es, 2026 Ministerpräsident zu werden. Mit dem Radeln soll es dann trotz der Anhöhen in und um Stuttgart nicht vorbei sein. Es gebe ja Pedelecs mit Elektroantrieb, die Motoren würden da sogar hergestellt. „Insofern schließt sich da ein Kreis.“

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