Gleisbau im Nationalpark: Neue Gleise – Spiekeroogs historische Pferdebahn wird länger

Mit einer Pferdestärke können sich Urlauber auf Spiekeroog über die autofreie Insel fahren lassen. Nun wird die Trasse der traditionsreichen Pferdebahn verlängert – aus einem bestimmten Grund.

Die historische und bei Urlaubern beliebte Pferdebahn auf der ostfriesischen Insel Spiekeroog bekommt eine längere Trasse. Seit Ende Februar arbeitet eine Gleisbaufirma an einem neuen Schienenstrang, der von der bestehenden Strecke abzweigt und rund 900 Meter durch den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer bis zum alten Rettungsschuppen im Südwesten der Insel führt. Die Verlegung der Schienen sei bereits auf der Zielgeraden, sagte eine Sprecherin der Nordseebad Spiekeroog GmbH. 

Voraussichtlich von Mai an soll die neue Strecke mit einer Pferdestärke befahrbar sein. „Diese Woche kommt die Weiche, die wird in die bestehende Strecke eingelassen. Dann haben wir später drei Kopfbahnhöfe“, sagt Inselbürgermeister Patrick Kösters. Die neue Strecke wird von der bisherigen Trasse abzweigen und über einen bislang stillgelegten Trassenteil, auf dem bislang keine Schienen mehr lagen, bis zum alten Rettungshaus verlaufen.

Gleisbauer sind nun dabei, Schienen zu verschweißen, zu verschrauben und zu verlegen. Schienen und Schwellen stammen von der Nachbarinsel Wangerooge. Neben dem Gleis bleibt ein Sandweg, auf dem das Zugpferd laufen und den Bahnwaggon ziehen kann. 

Warum eine Verkürzung der Strecke drohte

Die Spiekerooger Pferdebahn von 1885 ist eine Rarität. Europaweit ist es nach Angaben der Insel die einzige Pferdebahn, die noch auf ihrer traditionellen Trasse verkehrt, und die einzige Pferdebahn Deutschlands. Einst wurde sie für den Transport von Waren genutzt, heute ist sie vor allem bei Inselgästen beliebt. Rund 10.000 Fahrgäste pro Jahr beförderte die Bahn zuletzt.

„Touristisch ist es einfach großartig, durch die Salzwiesen zu fahren“, sagt Kösters. Die Pferdebahn stehe für Nachhaltigkeit und Naturerleben im Inseltourismus. Mit der Streckenverlängerung will die Insel ihre Bahn langfristig erhalten. Denn wegen einer Deicherhöhung drohte der Pferdebahn, die abwechselnd im Sommerhalbjahr von zwei Zugpferden gezogen wird, das Aus. 

Auf der Strecke vom Inseldorf zum Westend passiert die Pferdebahn ein Tor in einem Deich. Falls der Deich in ein paar Jahren erhöht werde, könnte der Durchlass verschwinden und der Inselbahnhof müsste vor den Deich verlegt werden, sagt Kösters. Dann wäre die Trasse statt der bestehenden 800 Meter nur noch rund 500 Meter lang – für eine Ausflugsfahrt ziemlich kurz. Deshalb warb die Inselgemeinde Spenden und Fördergelder für eine Trassenverlängerung ein. Die Investitionen belaufen sich auf rund 450.000 Euro.

Welchen Inselort die neue Bahnstrecke nun anbindet

Eine Eisenbahn durch einen Nationalpark zu bauen, das verstoße eigentlich gegen sämtliche geltende Vorschriften, sagt Kösters. Rund vier Jahre sei an der Realisierung gearbeitet worden – auch mit der Hilfe vieler Ehrenamtlicher. „Da wurden umfangreiche Genehmigungen eingeholt“, sagt Kösters. „Das hat dann auch geklappt mit enger Unterstützung der Nationalparkverwaltung.“ 

Der neue Endhaltepunkt im Südwesten der Insel nahe dem Zeltplatz verbindet dort demnächst auch ein neues Museum mit dem Inseldorf. Im alten Rettungshaus wurde im vergangenen Sommer eine Ausstellung über die Geschichte der Seenotretter an der Nordseeküste eröffnet.

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