Von der schüchternen Kindergärtnerin zum globalen Superstar: Als Prinzessin bezauberte Diana das Volk – und teilte die Tragik ihrer Ehe mit der Welt.
Und dann saß Elton John in der Westminster Abbey am Klavier und spielte seinen Song „Candle in the Wind“, den er umgeschrieben hatte: „Goodbye England’s Rose“, so begann er. „May you ever grow in our hearts.“ Auf Wiedersehen, Englands Rose. Mögest du für immer in unseren Herzen blühen. Das war der Moment, der alle Schleusen öffnete – wer da nicht weinte, musste ein Herz aus Beton haben. In der Abbey rangen William und Harry, die Söhne der englischen Rose, um Fassung, herzzerreißend. Draußen, auf den Straßen Londons, schnieften die Menschen in ihre Taschentücher. Es war das Finale von Tagen der kollektiven Trauer, die ihr Tod ausgelöst hatte – weltweit. Ihre Beerdigung wurde in so ziemlich jedes Land dieses Planeten übertragen, zweieinhalb Milliarden Menschen sahen zu. Mit Lady Diana starb – eine Ikone ihrer Zeit.
Es hat sich ins Gedächtnis von Generationen eingebrannt, wo sie waren, als sie die traurige Nachricht hörten: Diana bei einem Unfall in Paris ums Leben gekommen. Seit sie 1981 als junge Braut des Prinzen von Wales auf der royalen Bildfläche erschien, war sie ja immer da gewesen – und nun, im August 1997, sollte ihr Leben plötzlich vorbei sein? Unglaublich.
Diana setzte sich öffentlich in Szene – ganz emotional
Man musste sie einfach mögen, weil sie so anders war als die Familie, in die sie einheiratete: die Windsors, angeführt von der Queen, dieser personifizierten „stiff upper lip“. Majestät zeigt keine Gefühle, ihre Sippe auch nicht – doch dann war da Diana, die sich öffentlich ganz emotional in Szene setzte. Schon kurz nach ihrer Verlobung bekam man einen Geschmack davon: Da stand sie am Flughafen und schluchzte, weil Charles für fünf Wochen nach Australien abreiste. Im Nachhinein weiß man, was sie damals zu Tränen brachte: ein Telefonat von Charles mit Camilla. Seiner früheren Geliebten, von der Diana spürte, dass diese noch eine Rolle spielen würde in ihrem Leben.
Sie substituierte die Traurigkeit ihrer Ehe mit der Liebe des Volkes. Denn wo immer Diana hinkam, lagen ihr die Menschen zu Füßen. Sie besaß die Gabe, Leute für sich einzunehmen. Das war die Tragik ihres Lebens: Alle fanden sie toll, nur ihr Mann nicht. Sie litt unter Bulimie, damit kam er nicht klar. Sie thematisierte ihr Unglück, er fand das überspannt. Die beiden bekamen zwei Söhne, und als die Thronfolge gesichert war, wandte er sich wieder Camilla zu.
Diana war fortan allein – doch Charles und Camilla ließen sie nicht los
Charles war eifersüchtig auf den Ruhm seiner Frau. Die traute sich was. Schüttelte Aidskranken die Hände, als diese noch wie Aussätzige behandelt wurden. Die Welt staunte über die Offenheit dieses königlichen Wesens, derweil ging die Ehe den Bach runter: 1992 verkündete der Palast die Trennung von Diana und Charles. Diana repräsentierte fortan allein, doch Charles und Camilla ließen sie nicht los. Mit dramatischem Augenaufschlag gab sie ein TV-Interview, in dem sie ihren Mann und seine Geliebte hinhängte und nebenbei ihre Affäre mit dem Rittmeister James Hewitt beichtete. Danach sprach die Queen ein Machtwort: Scheidung!
Das Interesse an Diana wuchs damit nur noch mehr. Sie war jetzt allein auf sich gestellt. Trennte sich von ihrem langjährigen Leibwächter Ken Wharfe, weil sie fand, seine Anwesenheit greife in ihre Privatsphäre ein. Ein Fehler? Wharfe hätte sie in jener Nacht in Paris nicht in das Auto einsteigen lassen: Zu einem fremden Fahrer? Niemals. Englands Rose amüsierte sich damals mit Dodi al-Fayed, dem Sohn des bizarren ägyptischen Milliardärs Mohammed al-Fayed. Der Wagen, der die beiden durch Paris fuhr, prallte mit 130 Stundenkilometern gegen einen Betonpfeiler; gejagt von Paparazzi.