Sachbeschädigung: Klebriger Ärger für Kommunen: Sticker im öffentlichen Raum

Thüringer Städte haben teils immer stärker mit Aufklebern an Schildern, Straßenlaternen oder anderen Orten zu kämpfen. Den Verursachern drohen saftige Bußgelder – wenn sie erwischt werden.

Alles, was eine Fläche biete, wird beklebt: Scheiben, Türen, Schilder, Bänke, Spielgeräte, Zahlautomaten, Säulen oder Lichtmasten. Für viele Thüringer Kommunen stellen unerlaubt aufgebrachte Sticker im öffentlichen Raum ein echtes Problem dar. 

„Die Tendenz nimmt in Jena massiv zu“, sagt etwa der Jenaer Ordnungsamtsleiter Jan Riese. Das Problem trete etwa seit zehn Jahren verstärkt auf. In Leinefelde-Worbis (Kreis Eichsfeld) werde seit etwa drei Jahren ein Anstieg der Sticker-Flut beobachtet, heißt es aus der Stadtverwaltung. In Erfurt, Gera, Weimar und Suhl sei das Problem seit Jahren gleichbleibend hoch. 

Entfernung mit viel Aufwand

Grundsätzlich seien die Aufkleber zunächst einmal ein Ärgernis, sind sich die Sprecherinnen und Sprecher der Verwaltungen einig. Je nach Material und verwendetem Klebstoff sei die Entfernung teils sehr aufwendig. Die Entfernung nehme meist mindestens eine Stunde in Anspruch, so Riese. Jede Arbeitsstunde schlage mit etwa 50 Euro zu Buche. 

Mit der Zahl der Sticker stiegen auch die Kosten für die Gemeindekasse. Schätzungsweise seien oder waren zwischen einem Drittel und einem Viertel aller Verkehrszeichen im Stadtgebiet beklebt, so Riese. 

Kosten von bis zu 50.000 Euro im Jahr 

Die Stadt Jena geht von 25.000 bis 50.000 Euro aus, die im Schnitt jedes Jahr in solcherlei Arbeiten investiert werden müssen. Da diese aber nicht genau erfasst würden, seien nur Schätzungen möglich. In Weimar müssen einem Sprecher zufolge jede Woche bis zu zehn Sticker entfernt werden. Den Straßenbetriebshof der Stadt Erfurt kostete einem Sprecher zufolge die Entfernung von insgesamt 134 Graffiti und Aufklebern auf Schildern im vergangenen Jahr rund 42.000 Euro.

In vielen Fällen würden diese so stark in Mitleidenschaft gezogen, dass sie ausgetauscht werden müssten, heißt es übereinstimmend. Das steigere die Kosten abermals. 

Entfernung birgt mitunter Gefahren

Vom Ärgernis zur Gefahr werde der Kampf gegen die Sticker, wenn es um Verkehrsschilder gehe: Die Entfernung der Sticker im fließenden Verkehr sei einerseits nicht ungefährlich für die Mitarbeiter der Stadt, zudem verursachten die Reinigungsarbeiten oft Verkehrsbehinderungen, so Riese. Besonders bei reflektierenden Schildern werde die Lesbarkeit teils stark beeinträchtigt, das wiederum sei ein Problem für die Verkehrssicherheit. 

Sticker mit Fußball-Bezug am häufigsten

Im Rahmen des Möglichen versuchen die Stadtverwaltungen, neue Aufkleber so schnell wie möglich zu entfernen – auch, um weitere Beklebungen zu verhindern. Allerdings könnten die Reinigungsteams angesichts der vielen Sticker dieser Aufgabe nur schwer nachkommen. Thematisch überwiegen den Sprechern zufolge in der Regel Aufkleber aus dem sportlichen Bereich, vor allem dem Fußball. Weniger häufig seien politische oder lokale Themen. 

Das Bekleben kann für die Verursacher teuer werden. In Erfurt etwa wird ein Bußgeld von bis zu 5.000 Euro fällig – allerdings kämen die Verursacher in der Regel unbeobachtet davon. In allen befragten Kommunen sei es die absolute Ausnahme, wenn jemand auf frischer Tat ertappt werde. 

Anti-Sticker-Folie, Spezialreiniger und Aufklärung

Angesichts dieser Umstände konzentrieren sich viele Kommunen im Kampf gegen die Sticker auf technische Lösungen oder Aufklärung. So seien etwa in Weimar viele Schilder, Toilettenanlagen oder Laternenmasten mit einer Anti-Sticker-Folie versehen worden. An Schaltschränken, Automaten und Co. könne auch eine Spezialbeschichtung helfen, heißt es aus Gera. In Jena seien spezielle Reiniger getestet worden, die aber für den täglichen Einsatz zu teuer seien. In Leinefelde wurden einem Sprecher zufolge Infoflyern an der Schulen verteilt, um für das Problem zu sensibilisieren. Ein wirklich wirkungsvolles und finanziell verhältnismäßiges Mittel gegen Aufkleber konnte aber bislang nirgends gefunden werden.

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