Nach einem Todesfall in einer Gondel suchen Tobler und Berg im „Tatort: Die große Angst“ im Schwarzwald nach einem flüchtigen Paar.
Im „Tatort: Die große Angst“ (23. März um 20:15 Uhr im Ersten) wollen die Schwarzwald-Kommissare Franziska Tobler (Eva Löbau, 52) und Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner, 56) die Eskalation in einer Gondel der Schauinslandbahn aufklären: Wieso hat ein Mann die Fahrt nicht überlebt – und wo ist die schwangere Frau mit ihrem Mann hin, die unter den Passagieren war? Die Flucht des Paares quer durch den Schwarzwald bringt die Ermittler an ihre zwischenmenschlichen und körperlichen Grenzen.
Darum geht es im „Tatort: Die große Angst“
Der „Tatort“ beginnt mit einer Fahrt in einer völlig überfüllten Gondel der Freiburger Schauinsland-Seilbahn. Wegen der sengenden Hitze will die schwangere Nina (Pina Bergemann) das Fenster öffnen, doch ein regelkonformer Mitfahrer weigert sich. Nina greift zum Nothammer – und am Ende des Handgemenges ist der Mann tot. Anstatt sich jetzt der Polizei zu stellen, entscheiden sich Nina und ihr Mann Sven (Benjamin Lillie) dazu, erstmal in die Dunkelheit des Schwarzwalds zu verschwinden.
Gemeinsam mit ihren Kollegen fahnden Tobler und Berg mit Hochdruck nach dem flüchtigen Paar. Nach und nach kommen immer mehr Details ans Licht: Nina soll unter einem Gehirntumor leiden, der zu unkontrollierbarem, aggressivem Verhalten führt. Als dann auch noch ein Kind aus dem Dorf verschwindet, das Nina gut kennt, und der Vater die Bevölkerung gegen das vermeintlich gefährliche Duo mobil macht, droht die unklare Lage zu eskalieren. Umso ungünstiger, dass sich die Schwarzwälder Ermittler aktuell selbst kaum unter Kontrolle haben und ständig aneinandergeraten.
Lohnt sich das Einschalten?
Jein. In diesem „Tatort“ geht es nicht darum, einen Mord aufzuklären, da den Zuschauern der Tathergang direkt zu Beginn gezeigt wird. Der Film soll vielmehr unsere Gesellschaft abbilden – und das gleich in vielerlei Hinsicht: „die große Angst“ vor Konsequenzen, die unüberlegte Handlungen hervorruft, und die Angst vor dem Unbekannten, vermeintlich Bedrohlichen, die zu Gerüchten und letztlich einer Hetzjagd führt. „Es ging darum zu zeigen, wie sich Dynamiken entwickeln, in denen Angst und Emotionen stärker werden als Vernunft. Wenn eine Situation erst einmal eskaliert, wird es zunehmend schwerer, rationale Argumente durchzusetzen – selbst dann, wenn die Fakten klar sind“, sagt Drehbuchautorin und Regisseurin Christina Ebelt dem Sender. Die Darstellung der schrittweisen Eskalation bis hin zum Eingreifen besorgter Bürger als Parabel des aktuellen Zeitgeists gelingt ihr auch richtig gut.
Tatsächlich steht in diesem „Tatort“ immer der Streit im Vordergrund: Nicht nur das Paar liegt sich auf seiner Flucht ständig in den Haaren und die Bevölkerung streitet mit der Polizei, auch die Ermittler sind sich gar nicht mehr einig – was sogar zu Handgreiflichkeiten zwischen ihnen führt. Diese dauerhafte Streiterei und Unberechenbarkeit ist es aber auch, die den „Tatort“ stellenweise anstrengend macht. Zudem sind die Motive für die Eskalation nicht immer klar – vor allem die Entscheidungen des Paares wirken von Beginn an wenig glaubwürdig, ebenso die lasche Reaktion der Polizei auf den aufgehetzten Mob.
Dennoch kommt die allgemein vorherrschende Überhitzung durch die filmische Darstellung bei diesem Outdoor-„Tatort“ gut zur Geltung. Von der – im doppelten Sinne – schweißtreibenden Gondelfahrt bis hin zu den schwitzenden Ermittlern, die immer wieder bergauf durch den Wald rennen müssen, fangen Kameraführung und Schnitte die Atmosphäre des viel zu drückend-heißen badischen Sommers sehr treffend ein.