Alles in Ordnung, Miezi? Was ist bloß mit meiner Katze los? Diese kurzen Untersuchungen für Laien sollte jeder Tierfreund drauf haben – sagt Veterinärin Johanna Rieder.
Miezi zieht sich zurück. Murmel tränt immer wieder das Auge. Und Mickys Ohren riechen komisch. Wer mit einer von etwa 15,7 Millionen deutschen Hauskatzen zusammenlebt, kennt das: Irgendwas ist immer. Die Katze ist hierzulande das mit Abstand beliebteste Haustier. Um die Gesundheit der Stubentiger kümmerten sich zuletzt mehr als 11.400 niedergelassene Tierärztinnen und Tierärzte. Der Markt für Tierarzneimittel betrug 2023 stolze 965 Millionen Euro – wovon etwa 62 Prozent auf Medizin für Kleintiere und Pferde entfielen.
Wer sich Gedanken um die Gesundheit seines geliebten Tieres macht, muss nicht sofort eine Praxis aufsuchen. „Katzenbesitzer sollten regelmäßig mit wenigen Handgriffen nach dem Rechten schauen“, sagt Veterinärin Johanna Rieder, Expertin für Innere Medizin für Katzen und Hunde an der Tierärzlichen Hochschule Hannover. Zwar verhalte sich jedes Tier anders, sodass nicht bestimmte Verhaltensweisen automatisch auf eine Krankheit hindeuteten. „Aber es gibt durchaus Zeichen, auf die man achten sollte. Katzen können Schmerzen oder Unwohlsein lange verbergen. Ein paar kleine Handgriffe können einem viel darüber verraten, wie es der Katze gerade geht.“
Expertin Johanna Rieder empfiehlt folgendes Vorgehen für einen Check-up in den eigenen vier Wänden – was im Zweifel natürlich nicht einen Besuch beim Tierarzt ersetzen kann.
Verhalten beobachten
Hat sich das Verhalten gegenüber früher verändert? Ist das Tier altersgemäß lebhaft und neugierig? Bewegt es alle Beine gleichmäßig? Oder wirkt es eher müde und zieht sich zurück? Frisst und trinkt die Katze regelmäßig? „Vermehrtes Trinken könnte zum Beispiel auf eine Nierenerkrankungen hindeuten“, so Rieder. Sie rät, auch die Atemfrequenz der Katze zu beobachten, etwa wenn das Tier ruht. „Der Brustkorb sollte sich pro Minute nicht mehr als 30- bis 40-mal heben und senken.“
Fell
Wirkt das Fell gepflegt, ist es frei von Ungeziefer und glänzt es? Oder wirkt es stumpf und spröde? Dies könnte beispielsweise eine systemische Erkrankung, etwa der Nieren, vermuten lassen. „Untersuche ich das Fell, bekomme ich auch einen guten Eindruck vom Gewicht der Katze. Übergewicht kann Folgeerkrankungen nach sich ziehen, ist die Katze abgemagert, kann das zum Beispiel auf eine Schilddrüsenüberfunktion hindeuten, unter der gerade ältere Katzen häufig leiden“, so die Expertin. Sei das Fell gerade am Bauch ausgedünnt, weil sich die Katze dort sehr viel lecke, könne eine Erkrankung der Blase vorliegen.
Pfoten
Sind Krallen scharf, aber nicht zu lang? Sind die Ballen weich und geschmeidig? Oder rau und rissig? Von einer Creme bei rissigen Ballen rät Tierärztin Rieder ab. „Die lecken Katzen sofort wieder ab.“
Augen und Nase
Sind die Augen klar und sauber? Oder tränen sie und sind verkrustet? Das könnte etwa auf eine Entzündung hindeuten. „Der Nasenspiegel sollte leicht feucht sein – ohne Ausfluss.“
Ohren
Sind die Ohren sauber? Ist die Haut hell und normal durchblutet? Oder gibt es Verletzungen, Rötungen oder vermehrt Ohrenschmalz? Riechen die Ohren leicht käsig, könne das ein Hinweis auf eine Ohrinfektion sein. „Gesunde Ohren riechen ganz normal“, sagt Rieder. „Häufiges Kopfschütteln kann auf ein Problem hindeuten.“
Riecht die Katze aus dem Maul?
Maul und Zähne
„Eine gesunde Maulschleimhaut ist blassrosa. Drückt man leicht auf das Zahnfleisch, sollte sich diese Farbe nach etwa zwei Sekunden wieder einstellen. Bleibt die Druckstelle weiß, kann das auf eine Durchblutungsstörung hindeuten. Ist das Zahnfleisch gar bläulich verfärbt, muss man an Lungen- oder Herzprobleme denken. Die Katzenzunge sollte leicht rosa, jedenfalls ohne starke Rötung sein.“ Wichtig sei es auch, sich den Übergang von Zähnen zu Zahnfleisch anzuschauen. Rötungen könnten für Paradontose sprechen.
Auch Katzen können Zahnstein bekommen. „Generell deuten sich Zahnprobleme häufig durch Zähneknirschen an oder dadurch, dass die Katze Trockenfutter sehr umständlich kaut. Hat die Katze deutlichen Mundgeruch, der an Azeton erinnert oder süß oder säuerlich riecht, sollte abgeklärt werden, wie Magen und Nieren arbeiten – oder ob Diabetes vorliegt.“