Die Gletschermassen weltweit schrumpfen dramatisch. In drei Jahren gingen 450 Milliarden Tonnen Eis verloren. Experten warnen vor den Folgen für Mensch und Umwelt.
Die weltweite Gletschermasse ist nach Angaben der vereinten Nationen im dritten Jahr in Folge zurückgegangen. „Das hydrologische Jahr 2024 war das dritte Jahr in Folge, in dem alle 19 Gletscherregionen an Nettomasse verloren haben“, erklärte die Weltwetterorganisation (WMO) am Freitag. Laut Unesco schmelze sie zudem schneller denn je. Demnach verloren die Gletscher in den vergangenen drei Jahren mehr Eis als je zuvor seit Beginn der Messungen.
„Der Erhalt der Gletscher ist damit nicht nur eine Frage der Umwelt, Wirtschaft und gesellschaftlichen Notwendigkeit: Es ist eine Frage des Überlebens“, erklärte WMO-Chefin Celeste Saulo.
Weltweite Gletschermasse schrumpfte im dritten Jahr in Folge erheblich
Die 19 Gletscherregionen der Welt haben im vergangenen Jahr 450 Milliarden Tonnen an Eismasse verloren, wie die WMO weiter unter Berufung auf Daten des Schweizer Gletscherbeobachtungsdienstes (WGMS) weiter mitteilte. 2024 war damit das viertschlimmste Jahr für die Gletscherschmelze seit Beginn der Aufzeichnungen. Das bisher verheerendste Jahr war 2023. In fünf der vergangenen sechs Jahren sei zudem ein Rekordverlust an Gletschermasse gemessen worden, teilte die WMO weiter mit.
2024 schmolzen demnach vor allem die Gletscher in Skandinavien und Nordasien, diese Regionen erlebten im vergangenen Jahr einen Rekordverlust an Eismasse. Gegenden wie die kanadische Arktik und die Region um Grönland seien weniger betroffen gewesen. Dennoch: Sollte das Eis weiter im aktuellen Tempo schmelzen, würden viele Gletscher in Kanada, den USA, Skandinavien oder Neuseeland das 21. Jahrhundert nicht überleben.UN: Gletscher verlieren Masse im Rekordtempo
Gletscher schmelzen schneller: 1,1 Milliarden Menschen direkt betroffen
Seit 1975 sind den Daten der UN-Behörde zufolge rund 9000 Gigatonnen Eis der Gletscher weggeschmolzen. „Dies entspricht in etwa einem Eisblock von der Größe Deutschlands mit einer Dicke von 25 Metern“, sagte WGMS-Direktor Michael Zemp.
Der durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe verursachte Klimawandel treibe die globalen Temperaturen in die Höhe. Damit stiegen die Meeresspiegel und wichtige Wasserquellen schwänden weltweit.
Von den Folgen des Gletscherschwunds sind laut dem Bericht etwa 1,1 Milliarden Menschen in Bergregionen direkt betroffen. Steigende Temperaturen werden demnach die Dürren in Gebieten verschlimmern, die auf Schneedecken als Süßwasserquelle angewiesen sind. Gleichzeitig erhöhten sich die Gefahren durch vermehrte Lawinen, Erdrutsche, Sturzfluten und Gletscherseeausbrüche.
Die Veröffentlichung des Berichts fällt mit einem Unesco-Gipfel in Paris zusammen, der den ersten „Welttag der Gletscher“ markiert und zu globalen Maßnahmen zum Schutz der Gletscher auf der ganzen Welt aufruft.