Venezolaner wehren sich gegen Donald Trump wegen der Abschiebung von 238 Männern. Deren Tattoos seien als Beweis für eine Gangmitgliedschaft genommen worden. Dabei seien sie harmlos.
Wegen der Abschiebung von über 200 Venezolanern aus den USA hat US-Präsident Donald Trump nicht nur juristischen Gegenwind bekommen. Nun erheben auch Angehörige der Abgeschobenen Vorwürfe gegen die Regierung der Vereinigten Staaten.
Laut dem „Guardian“ hätten Bundesbeamte die Tattoos der Männer als Beweis dafür genommen, dass diese venezolanischen Gangs angehören. In Wahrheit seien die Motive aber Verwandten oder Sportklubs gewidmet, heißt es von Familienmitgliedern und Anwälten.
Martin Rosenow, ein Anwalt aus Florida, der den abgeschobenen 26-jährigen Asylbewerber Franco José Caraballo Tiapa vertritt, sagte dem „Guardian“: „Er ist ein ganz normaler Junge. Er mag eben Tattoos, aber das war’s.“ Der Körperschmuck sei in Caraballos Generation in Venezuela stark verbreitet. Im Fall seines Mandanten würdigten dessen Tattoos beispielsweise dessen Tochter. Das Bild einer Rasierklinge, das er sich unter die Haut stechen ließ, symbolisiere seinen Beruf – Caraballo arbeitet als Barbier.
Als US-Beamten den Mann im vergangenen Monat festnahmen, begründeten sie dies damit, dass er zur berüchtigten venezolanischen Gang „Tren de Aragua“ gehöre – dem „Guardian“ zufolge aber ohne Beweise dafür. In einem Dokument der amerikanischen Homeland Security, das dem britischen Medium vorliegt, sei unter anderem lediglich vermerkt, dass Caraballo einige Tätowierungen habe. Vorstrafen seien keine bekannt.
Von Donald Trump abgeschobene Venezolaner sollen Gang angehören
Sein Anwalt Rosenow lässt die Begründung, die Tattoos wären ein Beweis für eine Gangmitgliedschaft nicht gelten: „Experten in Venezuela, die sich mit Gangs auskennen, haben alle angegeben, dass es dort keine Tattoos gibt, die Gangmitglieder ausweisen.“ Der Guardian nennt noch weitere Fälle, in denen Familienmitglieder behaupten, ihre Söhne, Männer und Freunde seien wegen ihrer Tattoos abgeschoben worden, obwohl die Motive völlig harmlos seien.
Am vergangenen Wochenende wurden 238 Venezolaner aus den USA ausgeflogen. Etwas mehr als die Hälfte von ihnen wurde unter Einsatz des Alien Enemies Acts abgeschoben. Ein Gesetz von 1798, das es erlaubt, Menschen ohne Gerichtsverfahren aus den USA abzuschieben. Ein Richter hatte per Eilverfahren angeordnet, dass die Flugzeuge sofort umdrehen mussten. Die Regierung widersetzte sich.
Sie bleibt bei ihrer Behauptung, diese Männer seien Gangmitglieder. Beweise nennt sie laut „Guardian“ nicht. Dass manche der Männer keine Vorstrafen hätten, liege nur daran, dass sie erst kurz in den USA gewesen seien. Sie befinden sich nun in einem Hochsicherheitsgefängnis in El Salvador.