Schifffahrt: Hapag-Lloyd stellte sich auf neue Lage im Roten Meer ein

Deutschlands größte Containerreederei geht davon aus, dass Fahrten durch das Rote Meer in der zweiten Jahreshälfte wieder aufgenommen werden. Eine Folge wären niedrigere Frachtraten.

Die Hamburger Containerreederei Hapag-Lloyd stellt sich auf eine neue Lage im Roten Meer ein und rechnet deshalb mit weniger Gewinn im laufenden Geschäftsjahr. Die Reederei nimmt an, dass Durchfahrten durch das Meer in der zweiten Jahreshälfte wieder schrittweise aufgenommen werden, wie es im Geschäftsbericht 2024 heißt. Ein solches Szenario hätte für Reedereien sinkende Frachtraten zur Folge.

Im Roten Meer bedrohen die mit Israel verfeindeten jemenitischen Huthi die Schifffahrt. Die meisten Reedereien meiden wegen der Gefahr das Meer. Die Schiffe fahren stattdessen am Kap der Guten Hoffnung an der Südspitze Afrikas vorbei. Für die längere Route braucht es mehr Schiffe, was das Angebot verknappt, weshalb Reedereien höhere Preise verlangen können. 

Dieses Jahr rechnet Deutschlands größte Reederei Hapag-Lloyd, die weltweite Nummer fünf, mit einem Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 2,4 bis 3,9 Milliarden Euro. Im zurückliegenden Jahr lag der Wert höher, nämlich bei 4,6 Milliarden Euro (2023: 4,5 Milliarden Euro).

Auch Reedereipartner Maersk rechnet mit Fahrten durchs Rote Meer

Mit der Prognose zum Roten Meer ist Hapag-Lloyd nicht allein: Auch die dänische Reederei Maersk mit Sitz in Kopenhagen, die weltweite Nummer zwei, stellt sich darauf ein, dass das Rote Meer wieder häufiger durchfahren wird. Das geht aus dem Geschäftsbericht hervor. Je später das Meer wieder regelmäßig durchquert wird, desto besser fällt die Geschäftserwartung aus. 

Maersk und Hapag-Lloyd bilden seit Februar die Allianz „Gemini“, was auf Englisch und Latein „Zwillinge“ bedeutet. Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen sagte, er erwarte, neue Standards bei der Fahrplanzuverlässigkeit zu setzen. Die Allianz hat das Ziel, nach einigen Monaten einen Wert von Start- zu Zielhafen von mehr als 90 Prozent zu erreichen. Das ist ein vergleichsweise hoher Wert. 

Umsatz steigt dank höherer Nachfrage nach Containertransporten 

Im vergangenen Geschäftsjahr steigerte Hapag-Lloyd den Umsatz im Vergleich zu 2023 um ungefähr 6,6 Prozent auf 19,1 Milliarden Euro. Das Unternehmen begründete die Entwicklung mit einer gestiegenen Nachfrage nach Containertransporten. Das Transportvolumen in der Schifffahrt habe um 4,7 Prozent zugenommen. Die Frachtraten blieben weitgehend stabil. 

Unterm Strich verdiente die Reederei 2,4 Milliarden Euro. Im Vorjahresvergleich entspricht das einem Minus von etwa 18,9 Prozent. Hapag-Lloyd begründete das unter anderem mit einem gestiegenen Steueraufwand. Hapag-Lloyd hat fünf Großaktionäre. Einer davon ist die Stadt Hamburg, die 13,9 Prozent der Anteile hält und von Dividendenzahlungen profitiert. 

Steuern fallen bei Hapag-Lloyd wie bei vielen anderen Reedereien insgesamt eher wenig ins Gewicht. Hintergrund ist die sogenannte Tonnagesteuer: eine Methode zur Gewinnermittlung, die 1999 zur Unterstützung des Schifffahrtsstandortes Deutschland eingeführte worden ist. Dabei wird anstelle des tatsächlichen Gewinns ein fiktiver Gewinn pauschal nach der Größe der Schiffe ermittelt. Der ist meist geringer als der tatsächliche Gewinn.

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