Bildung: Rund 260 neue Handwerksmeister in Sachsen-Anhalt

„Handwerk hat goldenen Boden“, sagt ein Sprichwort. Wer auf den Gesellenbrief einen Meister draufsattelt, kann Unternehmen führen. Trotz guter Aussichten ist der Nachwuchs knapp.

In Sachsen-Anhalt haben im vergangenen Jahr rund 260 junge Menschen ihre Meisterausbildung im Handwerk abgeschlossen – die Zahlen reichen aber nicht aus, um die Zahl ausscheidender Meister auszugleichen. Die Handwerkskammer Magdeburg vergibt an diesem Samstag an 114 Handwerksmeisterinnen und Handwerksmeister aus acht Gewerken die Meisterbriefe. Damit sind die Absolventenzahlen leicht zurückgegangen, 2023 hatte es noch 138 neue Meister gegeben. 

Der Metall- und der Friseurbereich erlebten einen Rückgang, hieß es. Erhöhte Nachfrage gebe es im Elektro- und Heizungsbauerhandwerk. Die Kammer erwartet auf der Grundlage der Vorbereitungskurse in der Meisterschule für dieses Jahr konstante Zahlen. Nicht für alle Gewerke wird in Sachsen-Anhalt eine Meisterausbildung angeboten.

Junge Leute gehen heute früher zur Meisterschule

Die Handwerkskammer Halle sieht keinen nennenswerten Rückgang in einzelnen Gewerken, es gebe aber jährlich abhängig von Lehrgangsenden wechselnde Zu- und Abgänge. Die Kammer in Halle hat ihren Angaben zufolge im vergangenen Jahr 148 Meisterbriefe vergeben nach 137 im Jahr 2023. In diesem Jahr wird eine Zahl von etwa 120 erwartet. 

Deutlich sei, dass junge Leute heute in der Regel früher in die Meisterschule gehen als noch vor einigen Jahren. Und nicht nur im Kammerbezirk gebe es das Problem, dass in den Meisterschulen Dozenten fehlen. In Gewerken wie Elektro etwa gebe es Wartelisten für die Meisterausbildung.

Zahl der Betriebe von Meistern geht zurück

In den meisterpflichtigen Berufen habe die Zahl der Betriebe in den vergangenen Jahren immer stärker abgenommen, erklärte eine Sprecherin der Handwerkskammer Magdeburg. Während das Minus 2020 noch bei 131 Betrieben lag, waren es 2022 schon 195 und im vergangenen Jahr minus 235. Der Rückgang sei in allen Gewerken zu beobachten. Besondere Engpässe in einzelnen Branchen gebe es nicht. 

Genaue Angaben, wie viele Handwerksmeister aus dem Berufsleben ausscheiden, gibt es laut der Handwerkskammer Halle aber nicht. Nicht jeder Meister gründe ein Unternehmen oder übernehme eines. Wer als angestellter Meister arbeite, werde bei der Kammer nicht statistisch erfasst. 

Aktive Meister auch mit 70+

Und für die Meister in Eigentümer- oder betriebsleitender Funktion gelte, dass es für Unternehmer kein fixiertes Renteneintrittsdatum gibt. „Wir haben durchaus Meister mit über 70 Jahren, die aktiv im Unternehmen sind“, so der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Halle, Jens Schumann. Ansonsten sei die Entwicklung im Handwerk analog zur Bevölkerungsentwicklung.

So unterstützt das Land Sachsen-Anhalt junge Meister

Das Land Sachsen-Anhalt unterstützt Handwerker, die ihre Meisterausbildung absolvieren seit August 2024 mit dem „Meisterbonus Plus“ in Höhe von 1.000 Euro. Aus dem Wirtschaftsministerium hieß, das Programm habe sich gleich sehr positiv entwickelt. Seit dem Start des Programms im August bis zum Jahresende 2024 seien 349 Anträge gestellt worden, 308 Anträge wurden bewilligt. In diesem Jahr seien bis Ende Februar weitere 50 Anträge bewilligt worden. Von dem Programm profitieren nicht nur Handwerksmeister, sondern auch Meister in den Industrie- und Handelskammern oder geprüfte Fachwirte.Um Neugründungen oder Firmenübernahmen zu unterstützen, gibt es außerdem eine Meistergründungsprämie. Die Antragszahlen sind laut dem Wirtschaftsministerium leicht rückläufig. Im Doppelhaushalt 2025/26 sind für das Förderprogramm „Meister Plus“ pro Jahr 700.000 Euro und für die Meistergründungsprämie jeweils 550.000 Euro eingeplant.

Das sind die Wünsche der Handwerkskammern

Das Handwerk sucht wie viele andere Wirtschaftsbereiche Nachwuchs. An allen Schulformen müsse es eine transparente Berufsorientierung geben, forderte der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Magdeburg, Burghard Grupe. „Vor allem auch die Gymnasiasten müssen die Karrierewege im Handwerk kennen, von der Ausbildung über die Meisterausbildung bis zur Gründung oder Betriebsübernahme.“ Zudem seien Investitionen für die handwerklichen Bildungszentren nötig. „Bestimmte Gewerke werden stark nachgefragt. Hier müssten Werkstätten erweitert und Lehrpersonal aufgebaut werden. Die Meisterausbildung muss modern und zielgruppengerecht sein“, so Grupe. 

Jens Schumann von der Handwerkskammer Halle fordert mehr Anerkennung für das Unternehmertum. Das beginne in der Schule und müsse hineinreichen bis in die ganze Bevölkerung. Positiv sehen beide Kammern die Unterstützung der Meister durch das Land. Schumann erklärte: „Meistergründungsprämie und „Meisterbonus Plus“ vom Land sind gute Instrumente der Förderung durch Sachsen-Anhalt. Bitte beibehalten.“

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