Eigentlich wollte die Oldenburgische Landesbank an die Börse. Jetzt wird sie von dem französischen Eigentümer der Targobank gekauft. Darauf müssen Kunden sich nun einstellen.
Kehrtwende bei der Oldenburgischen Landesbank (OLB): Eigentlich wollte das Geldhaus aus Norddeutschland im April an die Börse. „Wir sind börsenfähig und wir sind börsenwillig als Bank“, verkündete OLB-Chef Stefan Barth noch im Februar. Bereits 2022 und 2023 wollte die OLB an die Börse gehen, gab ihre Pläne wegen des schwierigen Marktumfelds jedoch jeweils auf.
Auch diesmal wird aus dem Schritt aufs Börsenparkett nichts. Am Donnerstagmorgen gab die OLB bekannt, dass sie von der Targobank übernommen wird. Damit gehört die OLB künftig – wie die Targobank – zum französischen Genossenschaftsinstitut Crédit Mutuel. Insidern zufolge zahlt die Crédit Mutuel Alliance Fédérale knapp 2 Mrd. Euro für das norddeutsche Geldhaus. „Langfristig wird die OLB voraussichtlich stärker von einem Verkauf profitieren als von einem ursprünglich geplanten Börsengang“, begründeten die bisherigen OLB-Eigentümer, die Finanzinvestoren Apollo und Grovepoint sowie der amerikanische Pensionsfonds TRS, den Schritt. Aber was heißt das nun für die Bankkunden der Oldenburgischen Landesbank?
Wann bemerken Kunden etwas von der Übernahme?
Ob die OLB in die Targobank eingegliedert werden soll oder unter dem Dach der Deutschland-Holding Targo eigenständig bleiben kann, ist noch unklar. „Die OLB ist deutschlandweit als starke Marke etabliert“, sagte Targobank-Chefin Isabelle Chevelard. Der Generaldirektor von Crédit Mutuel, Eric Petitgand sprach von einer „Integration der OLB in die Targobank-Gruppe“.
Zusammen kommen Targobank und OLB auf eine Bilanzsumme von 79 Mrd. Euro und 4,8 Millionen Kundinnen und Kunden. Nach Abschluss der Transaktion würden die beiden Geldhäuser zu den zehn größten Bankengruppen in Deutschland gehören.
Reduziert sich mit der Fusion das Filialangebot?
Wie beide Seiten mitteilten, ändert sich weder etwas für die Privatkunden noch für die Geschäftspartner. Die Geschäftsbeziehung bleiben bestehen, die gewohnten Ansprechpartner erhalten. Alle können „weiterhin den gewohnt hohen Servicestandard genießen“, schrieb die OLB in ihrer Pressemitteilung.
Ganz auszuschließen sind Rationalisierungsmaßnahmen bei Personal und Filialen aber nicht. „Solch eine Übernahme hat erfahrungsgemäß Auswirkungen auf die Strukturen des übernommenen Instituts“, sagt Philipp Rehberg, Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale Niedersachsen. „Meist werden die internen Vorgänge ein bisschen schwerfälliger, je größer ein Konzern ist. Dann ist ein Filialabbau wahrscheinlicher als eine Ausweitung des Angebots.“ Das ließ sich etwa am Beispiel der Hypovereinsbank beobachten, die von der Unicredit übernommen wurde.
Müssen Kunden mit Änderungen bei den Dienstleistungen und Gebühren rechnen?
Erfahrungsgemäß führen Fusionen dazu, dass die beteiligten Banken ihr Angebot verkleinern und einander angleichen. Dadurch können auch Gebühren steigen oder sinken. „Das ist aber Spekulation“, sagt Rehberg, „es spricht auch viel dafür, beide Marken eigenständig zu lassen. Beide Banken bedienen schließlich unterschiedliche Kundenkreise.“
Grundsätzlich sollten Kundinnen und Kunden den Übergangsprozess aufmerksam beobachten. Zwar müssen Banken praktisch jede Änderung der Vertragsbedingungen und Preise individuell mit ihren Kunden vereinbaren. Über Filialabbau, verschwindende Bargeldautomaten oder SB-Service-Bereiche müssen sie aber nicht informieren.
„Die Übernahme allein ist jedenfalls kein Grund, ein Konto bei der OLB zu kündigen“, sagt Rehberg. Wichtig ist: Die Einlagensicherung gilt weiterhin, auch wenn die OLB künftig zu einem französischen Geldinstitut gehört. Pro Bank und Kunde sind über die gesetzliche Einlagensicherung 100.000 Euro abgesichert. Die zusätzlichen Sicherungssysteme der Banken schützen auch höhere Beträge.
Christian Urban, Leiter der Gruppe Finanzen und Versicherungen bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, egänzt: Nach der Übernahme gelten Targobank und OLB mutmaßlich als eine Bank. Kund:innen, die bei diesen beiden Banken zusammen über mehr als 100.000 Euro Einlagen (etwa Girokonto, Sparbücher, Tages- und Festgeld) verfügen, sollten dann prüfen, ob sie einen Teil des Geldes nicht lieber bei einer anderen Bank anlegen wollen
Wo könnte es Probleme geben?
Nicht immer laufen Übernahmen reibungslos ab: Bei der Eingliederung der Postbank in die Deutsche Bank verursachte die Migration der IT-Systeme 2023 erhebliche Probleme. Kunden konnten zeitweise nicht auf ihre Konten zugreifen, der Kundenservice war kaum erreichbar. „Die Postbank ist keine eigenständige Gesellschaft mehr, sondern nur noch eine Marke der Deutschen Bank AG“, erklärt Rehberg. Ob solche Probleme auch bei der Fusion von Targobank und OLB auftreten könnten, hänge davon ab, wie stark die OLB in die Targobank eingegliedert wird.
Rehberg wünscht sich, dass die Targobank aus dem Fall Postbank gelernt hat, sollte sie eine ähnlich weitgehende Fusion planen. „Wenn solche Probleme nochmal auftauchen, reagiert die Bankenaufsicht Bafin hoffentlich schneller und macht früher Druck.“
Was ist der Anlass der Bankenübernahme?
Die Crédit Mutuel-Gruppe sieht Deutschland neben Frankreich als ihre wichtigste Zukunftsregion – bisher agiert sie in der deutschen Bankenlandschaft über die Targobank. „Mit dem Erwerb der OLB macht Crédit Mutuel Alliance Fédérale einen entscheidenden Schritt, um in Deutschland weiterzuwachsen“, erklärte der Präsident des genossenschaftlichen Spitzeninstituts in Frankreich, Daniel Baal.
Da bei der Targobank das Geschäft mit Verbraucherkrediten unter Druck steht, wollte sie zuletzt verstärkt ins Firmenkundengeschäft vordringen und zur Universalbank werden. Dort hat sich die OLB erfolgreich in Nischen positioniert, etwa in der Finanzierung von Fußballer-Transfers und bei Krediten für Firmenübernahmen. Im Nordwesten Deutschlands ist sie auch als Regionalbank aktiv, in Bremen mit dem Bankhaus Neelmeyer auch im gehobenen Geschäft. Insgesamt kommt sie nach eigenen Angaben auf eine Million Kunden. „Mit ihrer starken Position und hohen Profitabilität wird die OLB die Expansion der Gruppe in Deutschland voraussichtlich erheblich beschleunigen“, erklärte die Targobank.