Der Kinostart von „Schneewittchen“ ließ lange auf sich warten. Mit diesen Problemen hatte die Realverfilmung des Märchens zu kämpfen.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann kommen sie am 20. März doch noch ins Kino: Die Entstehungsgeschichte von Disneys Märchen-Realverfilmung zu „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ gleicht selbst einer düsteren Sage. Rassistisch motivierte Hasskommentare, kontrovers diskutierte Aussagen der Hauptdarstellerin, Kritik von „Game of Thrones“-Star Peter Dinklage (55) und gar ein Brand am Set. Kurzum: Die böse Stiefmutter scheint dieser Tage Schneewittchens geringste Sorge zu sein.
Das Casting von Rachel Zegler
Erstmals wurde bereits im Jahr 2016 davon berichtet, dass Disney eine Realverfilmung des Zeichentrickfilms von 1937 plant. Das Casting von Rachel Zegler (23) als Titelheldin erfolgte jedoch erst im Sommer 2021 und sorgte prompt für einen Aufschrei: Dass die berühmte Märchenfigur „mit Haut so weiß wie Schnee“ von einer Latina verkörpert werden soll – für Gegner der ach so schrecklichen Wokeness ein Unding. Einen ähnlich beschämenden Aufruhr hatte es schon beim 2023 veröffentlichten Realfilm zu „Arielle, die Meerjungfrau“ gegeben, weil die Afro-Amerikanerin Halle Bailey (24) die Hauptrolle ergattert hatte.
Der US-Zeitgeist unter Trump
Dass sich die Veröffentlichung von „Schneewittchen“ bis ins Jahr 2025 und damit in die zweite Amtszeit von US-Präsident Donald Trump (78) verzögert hat, dürfte diesbezüglich noch mehr Öl ins Feuer gießen. Seit Trumps Rückkehr ins Weiße Haus führt er eine regelrechte Anti-Wokeness-Kampagne an. Ausgerechnet ein Film wie „Schneewittchen“ könnte so zum Politikum eines ohnehin zutiefst gespaltenen Landes werden. Für die Zuschauerzahlen kann das positive wie negative Effekte haben: Gehen nun mehr Leute ins Kino, um damit eine Art Zeichen für Vielfalt zu setzen? Oder überwiegen die Stimmen, die zum Boykott aufrufen? Ersteres wäre zu wünschen, zweiteres zu befürchten.
„Kontroverse“ Aussagen
Auch Interviews von Zegler sorgten für Unmut. So erklärte die Schauspielerin 2023, dass die Neuauflage eine aus ihrer Sicht dringend notwendige Frischzellenkur erhalten habe. Über die Motivation ihrer Figur sagte sie: „Sie wird nicht vom Prinzen gerettet, und sie träumt nicht von der großen Liebe. Sie träumt davon, die Anführerin zu werden, die sie sein kann.“ Auch monierte sie, dass der Prinz im Original Schneewittchen „buchstäblich gestalkt“ habe. Für viele Menschen war diese vermeintliche Majestätsbeleidigung offenbar der endgültige Beweis dafür, dass Zegler die Rolle nicht verdient hätte.
Zegler vs. Gadot?
Während Rachel Zegler Schneewittchen verkörpert, schlüpft Gal Gadot (39) in die Rolle der bösen Stiefmutter. Herrscht womöglich auch im wahren Leben dicke Luft zwischen ihnen? Gadot stammt aus Israel und postete in den sozialen Netzwerken regelmäßig über ihre Heimat. Selbst im Rahmen ihrer Stern-Enthüllung auf dem Walk of Fame am Dienstag kam es diesbezüglich zu Protesten. Zegler hingegen nutzte ihre Social-Media-Accounts mehrfach, um sich mit den Menschen in Palästina zu solidarisieren.
Die übergroße Vorlage
Ein ganz generelles Problem: Ob „Der König der Löwen“, „Arielle“, „Das Dschungelbuch“, „Aladdin“ und Co.: In den vergangenen Jahren übersättigte Disney den Kinomarkt mit Realfilmen seiner Zeichentrick-Klassiker. Kommerziell waren viele von ihnen zwar erfolgreich, mitunter fühlten sie sich angesichts der übergroßen Vorlagen aber redundant an. Das Paradoxe daran: Weicht man zu sehr vom Original ab, wird das kritisiert. Weicht man zu wenig vom Original ab… wird das auch kritisiert.
Kritik an den Zwergen
Speziell die Darstellung der sieben Zwerge mauserte sich im Verlauf der Produktion zum Streitthema. „Game of Thrones“-Star Peter Dinklage hatte 2022 harsche Kritik daran geäußert: „Als ich erfuhr, dass Schneewittchen mit einer Latina besetzt wird, aber immer noch die Geschichte von Schneewittchen und den sieben Zwergen erzählt wird, war ich etwas überrascht. […] Auf der einen Seite ist man progressiv und dann erzählt man die verdammte rückwärtsgewandte Geschichte von sieben Zwergen, die in einer Höhle leben, was zur Hölle soll das?“ Ursprünglich sollte wohl ein diverser Cast die Zwerge spielen, in der finalen Version stammen diese nun jedoch gänzlich aus dem Computer und ähneln den Figuren aus dem Zeichentrick.
Dreh mit Hindernissen
Ganz unabhängig von bewussten Entscheidungen und Aussagen: Die Produktion von „Schneewittchen“ war von viel Pech verfolgt. Zuerst legte die Corona-Pandemie ganz Hollywood lahm, dann folgten die ausgiebigen Streiks in der Traumfabrik. Doch auch außerhalb der USA gab es Rückschläge: Am „Schneewittchen“-Set in den Pinewood Studios in Großbritannien war 2022 ein Brand ausgebrochen. Eine Baum-Attrappe sei in Flammen aufgegangen und das Feuer auf weitere Set-Bauten übergesprungen, berichtete damals „Variety“.