Viele Fans teilen persönliche Momente mit der Sängerin, die im Alter von 55 Jahren starb. Gefunden wurde Anna R. am Sonntagabend. Zur Todesursache wird ermittelt.
Nach dem Tod der Rosenstolz-Sängerin Anna R. ist die Polizei mit dem Fall befasst. Eingeleitet wurde ein offizielles Todesermittlungsverfahren, wie ein Polizeisprecher sagte. Üblicherweise gehört dazu auch eine Obduktion der Leiche. Nach derzeitigem Stand ist keine öffentliche Trauerfeier geplant. Das teilte das Management auf Anfrage mit.
Anna R. war im Alter von 55 Jahren gestorben. Sie wurde am Sonntagabend in Berlin-Friedrichshain tot gefunden. Die Polizei sei am Montagmorgen informiert worden, sagte der Sprecher. Am Dienstag sollte die Staatsanwaltschaft Berlin das Verfahren dazu übernehmen und auch Auskünfte erteilen.
Rosenstolz war eines der in Deutschland erfolgreichsten Pop-Duos der vergangenen Jahrzehnte. Die Berliner Band hatte besonders viele Fans bei Lesben, Schwulen und anderen nicht-heterosexuellen Menschen. Viele Fans und Freunde reagierten mit Schock und Trauer.
Prominente Fans teilen Rosenstolz-Momente
Berlins ehemaliger Kultursenator Klaus Lederer schrieb auf Facebook: „Anna war meine Nachbarin, sie wohnte unter mir. Sie hat den Sound geliefert, in dem ich mich als „Jungschwuppe“ wiedergefunden habe. Auch, als meine Beziehung krachte.“
Der ehemalige SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert schrieb in einem Instagram-Kommentar: „Für einen 16-jährigen schwulen Jugendlichen konnte ein Rosenstolz-Konzert in der Wuhlheide im Sommer 2006 mehr Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl wecken, als tausend Kampagnen es je könnten, weil es echt und fühlbar war, wenn AnNa den Refrain von „Lachen“ zum 25. Mal ankurbelte.“
Rosenstolz habe mitgeholfen, ein neues, in seiner gelebten Vielfalt stolzes Deutschland zu erschaffen, betonte der einstige Deutschland-Chef des Musikkonzerns Universal und frühere Berliner Staatssekretär für Kultur, Tim Renner, bei Facebook. „Wir müssen dankbar sein, denn Peter und Dich hätte man für ein Deutschland nach dem Mauerfall erfinden müssen, wenn ihr Euch nicht selbst gefunden hättet. Eine Frau aus dem Osten, ein offen schwuler Mann aus dem Westen.“
Hella von Sinnen: „Deine Stimme wird nie verklingen“
Komikerin und Moderatorin Hella von Sinnen schrieb auf Facebook: „AnNa! Gute Reise! Deine Stimme wird nie verklingen.“ Rosenstolz hatte 1999 mit Hella von Sinnen den Ehe-für-alle-Song „Ja, ich will (Hochzeitssong)“ aufgenommen. Sängerin Lucy Diakovska bezeichnete Anna R., die 1969 in Ost-Berlin geboren wurde, als „meine Heldin“.
Zu den Rosenstolz-Hits zählen „Liebe ist alles“, „Gib mir Sonne“, „Kuss der Diebe“, „Ich geh auf Glas“, „Herzensschöner“ und „Die Schlampen sind müde“. Die Band war in den 1990er und frühen 2000er Jahren aktiv. Neben Anna R. gehörte der Komponist Peter Plate dazu.
Peter Plate: „Rosenstolz war eine der schönsten Zeiten meines Lebens“
Zwischen 1991 und dem als „Pause“ bezeichneten vorläufigen Ende der Zusammenarbeit 2012 spielte das Duo zwölf Alben ein. Nach ihrer Zeit bei Rosenstolz war die Sängerin bei den Bands Gleis 8 und Silly aktiv.
Er werde sie jede Sekunde vermissen, schrieb Plate in einem Beitrag bei Instagram. „Mein ganzes Leben, meine Jahre in Berlin – all das war mit dir verbunden. Rosenstolz war eine der schönsten Zeiten meines Lebens. Rosenstolz, das waren du und ich. Und jetzt bist du nicht mehr da.“
Er werde den ersten gemeinsamen Abend niemals vergessen, schrieb Plate. „Wir tranken Schaumwein, du erzähltest mir, du wolltest Jazzsängerin werden, und ich wollte Popmusik machen. Noch in derselben Nacht gingen wir zu mir und nahmen einen Song auf – ich war hingerissen von deiner Stimme, von deiner Art zu singen, von deiner Gabe, jedes unserer Lieder in die schönsten Farben zu hüllen.“
Anna R. sollte als Poetikdozentin nach Koblenz kommen
Erst vor zwei Wochen habe er ihr zum neuen Job als Poetikdozentin gratuliert. Für mehrere Veranstaltungen sollte Anna R. in dieser Rolle nach Koblenz kommen. Die diesjährige Poetikdozentur bleibe ungeachtet der tragischen Todesnachricht bestehen, teilte die Universität Koblenz auf Nachfrage mit. „Neu vergeben wird sie erst wieder turnusmäßig im kommenden Jahr.“