Berufsorientierung: Girls‘ und Boys‘-Day – Gegen starre Rollenbilder im Beruf

Generationen junger Mädchen haben beim Girls’Day auch typische Männerberufe kennengelernt. Später kam der Boys‘ Day dazu. Doch alte Rollenbilder hängen oft fest. Sie sollen weiter abgebaut werden.

Der in diesem Jahr zum 25. Mal stattfindende Girls’ Day hat nach Überzeugung von Justizministerin Jacqueline Bernhardt (Linke) den Blick von Mädchen und auch Jungen auf ihre beruflichen Möglichkeiten geweitet, aber noch nicht alle alten Rollenbilder verschwinden lassen. „Klischee sollte gestern sein, ist aber heute noch in vielen Köpfen“, sagte die auch für Gleichstellung zuständige Ministerin in Schwerin. 

Sie rief Schülerinnen und Schüler auf, die von Industriebetrieben, Handwerksfirmen, Händlern, Behörden und Sozialeinrichtungen angebotenen eintägigen Schnupperkursen zur eigenen beruflichen Orientierung zu nutzen. Sowohl der traditionelle Girls’ Day, den es seit 2001 gibt, als auch der 2011 eingeführte Boys’ Day hätten gezeigt, dass diese Tage in Unternehmen oder Behörden Jugendliche bei ihrer Zukunftsplanung helfen können. 

Motto: „Die Zukunft gehört Dir!“ 

In diesem Jahr findet der von Gewerkschaften und Unternehmerverbänden getragene Aktionstag am 3. April statt. Er steht unter dem Motto „Die Zukunft gehört Dir!“. Die zentrale Auftaktveranstaltung in Mecklenburg-Vorpommern findet im SOS-Kinderdorf in Grimmen (Vorpommern-Rügen) statt. Das Angebot dort richtet sich nach Angaben von Lisanne Straka vom DGB Nord an Jungs, die sich über den Erzieherberuf informieren möchten. Alle zehn Plätze sein bereits ausgebucht. Jugendlichen müsse Mut gemacht werden, ihre Interessen jenseits von alten Rollenbildern zu verfolgen. Fortbestehende Geschlechterklischees würden dem Fachkräftemangel Vorschub leisten, betonte Straka.

Wie Susan Bach vom Unternehmerdachverband VU mitteilte, haben bislang 265 Firmen und Einrichtungen im Land knapp 2.000 Plätze für Mädchen bereitgestellt, die zur Hälfte auch schon belegt sind. Für Jungs seien 755 Plätze im Angebot, gut 300 davon hätten bislang Interessenten gefunden. Noch bis zu 2. April könnten Angebote auf der Internetplattform https://www.girls-day.de/bundeslaender-vertretungen/regelungen-der-bundeslaender/mecklenburg-vorpommern eingestellt und damit auch die Versicherung der Schüler gewährleistet werden. „Machen sie mit! Wer aktiv auf junge Leute zugeht, tut was gegen den drohenden Fachkräftemangel im eigenen Unternehme“, warb Bach um weitere Teilnehmer. Die Aktion Girls’ Day und Boys’ Day biete die große Chance, junge Talente frühzeitig für die eigene Branche zu begeistern. 

Orientierung von Kindesbeinen an 

Jugendlichen müsse Mut gemacht werden, ihre Interessen jenseits überkommener Rollenklischees zu verfolgen. Orientierung sei daher von Kindesbeinen an wichtig, betonte Bernhardt. Gut zwei Drittel der Mädchen und Jungen hätten bei Befragungen angegeben, dass sie durch den Zukunftstag ihr Interesse für einen Beruf entdeckt hätten. Ein Weniger an Klischees stärke die Wirtschaft und Demokratie gleichermaßen, zeigte sich die Ministerin überzeugt. 

„Das schließt natürlich mit ein, dass sich Mädchen auch weiterhin für frauendominierte Berufe entscheiden können. Es sollte aber gleichzeitig besser möglich sein, wenn Mädchen beispielsweise einen technischen Beruf ergreifen wollen“, erklärte sie. Gleichstellung und Toleranz seien die Grundlage dafür, alte starre Rollenbilder zu verbannen, die Entwicklungen hemmen. 

Bach verweis auf Studien, die belegten, dass die Schnupperkurse im Rahmen von Girls’ Day und Boys’ Day, Haltungen zu Berufen beeinflussen. So hätten vor dem Tag 6 Prozent der befragten Mädchen angegeben, sich eine Ausbildung in einem technischen Beruf vorstellen zu können, danach 17 Prozent. Bei den Jungs sei der Anteil mit Interesse an einem Erzieher-Beruf von 17 auf 27 Prozent gestiegen.

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