Räumen, entschärfen, sprengen: Das Ende des Zweiten Weltkriegs jährt sich zum 80. Mal – doch die Arbeit für den Kampfmittelräumdienst reißt nicht ab. Wie ist das, wenn man mit Bomben hantiert?
Auch 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gehören Bombenfunde und Entschärfungen zum Alltag des Kampfmittelräumdienstes in Rheinland-Pfalz. „Wir haben eigentlich täglich Fundmeldungen“, sagt Frank Bender, stellvertretender Leiter des Dienstes.
Unter den entdeckten Gegenständen sind Gewehre und Granaten genauso wie Minen oder Panzerfäuste. Auch knapp 70 Bomben geborgen, die jeweils schwerer als 50 Kilogramm waren, wurden seit 2021 in Rheinland-Pfalz geborgen. Zuletzt wurde am vergangenen Donnerstag in Bitburg eine amerikanische 250-Kilo-Bombe entschärft.
Wie viele Kampfmittel in Rheinland-Pfalz noch in der Erde schlummern, ist unklar, Statistiken dazu gibt es nicht. Gefunden werden die kleinen und großen Altlasten längst nicht nur auf großen Baustellen, sondern zum Beispiel auch im Vorgarten oder beim Pilzesammeln im Wald.
Viele Menschen wissen Bender zufolge erst einmal gar nicht, was sie da entdeckt haben. Aber bei den Meldungen von Funden gelte: „Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig.“
Aufwendige Entsorgung
Die Entsorgung der Kampfmittel sei über die Jahre aufwendiger geworden. „Früher waren wir zu Gast beim Truppenübungsplatz und haben die dort gesprengt“, erzählt er. Die Munition sei im Boden vergraben worden, ehe man sie hochgehen ließ – ein imposanter Anblick, so Bender.
Allein schon aus Umweltgründen laufe das inzwischen aber anders ab: Die Funde werden nach seinen Angaben geborgen, verpackt und abtransportiert. Je nach Größe werden sie dann zersägt, damit die Munition verbrannt werden kann. Filteranlagen könnten so die freigesetzten Gase abfangen.
Schwierig könne es sein, einen Abnehmer für die Funde zu finden: „Manchmal sind die Lager voll und man weiß nicht mehr, wie man sie loswird.“ Pro Kilogramm koste die Entsorgung etwa 24 Euro.
Wie bei der Fahrschule
Junge Kolleginnen und Kollegen hätten schon ein mulmiges Gefühl, wenn sie beim ersten Einsatz dabei seien. „Aber nach dem zweiten, dritten Mal ist das vorbei“, sagt Bender. Er vergleicht die ersten Entschärfungen mit der Fahrschule: „Die erste Alleinfahrt: Das war ein komisches Gefühl.“ Doch man wisse: „Wenn es brenzlig wirkt, dann drückt jemand auf die Bremse oder nimmt das Lenkrad.“
Bender ist schon seit 34 Jahren beim Kampfmittelräumdienst. Besonders eindrucksvoll sei für ihn die Zeit des Niedrigwassers gewesen, viele Funde seien dadurch ans Tageslicht gekommen.
Auch die Flutkatastrophe im Ahrtal war für die Einsatzkräfte eine Herausforderung. „An der Ahr waren wir fast täglich“, sagt Bender. Von Mörsern bis Panzerabwehrwaffen sei dort alles Mögliche gefunden worden.
Von Angst bei der Arbeit spricht er nicht, aber von großem Respekt. Schließlich habe er es mit Bomben zu tun, die vor Jahrzehnten aus mehreren Tausend Metern Höhe abgeworfen worden seien. „Wie es im Zünder aussieht, weiß man nicht“, sagt er. Manchmal bleibe nur die Sprengung: „Lieber ein paar Schäden in Kauf nehmen, als sein Leben verlieren.“