„Tatort“ aus Kiel: Spannend inszeniert, toll besetzt: der letzte „Tatort“ von Axel Milberg

Der letzte „Tatort“ aus Kiel mit Kommissar Borowski kommt als furioser Krimi mit viel Spannung daher. Dabei ist der Täter gleich zu Beginn bekannt.

4 von 5 Punktenspannend inszeniert, toll besetzt: Borowskis letzter Einsatz überzeugt

Worum geht’s in diesem „Tatort“?

Eleonore Frost (Corinna Kirchhoff) ist eine Mutter aus der Hölle: kalt, manipulativ, missbräuchlich. Ihr Sohn Robert (August Diehl), ein einsamer Computer-Nerd, lebt bei ihr und ist auch mit 40 täglich ihren Demütigungen ausgesetzt. Bis es ihm reicht: Bei einem Abendessen erdrosselt er sie, zerstückelt die Leiche und packt ihren Kopf zur Aufbewahrung in ein Aquarium. Durch einen Zufall stößt Kommissar Borowski (Axel Milberg) auf den Fall, noch bevor jemand bemerkt, dass Mutter und Sohn verschwunden sind. 

Denn Borowski steht wenige Tage vor seinem Renteneintritt und will sich im Bürgeramt einen neuen Pass ausstellen lassen. Dort hat auch Robert Frost gearbeitet, an dessen verwaistem Platz entdeckt Borowski ein Foto vom Tatort-Haus. Er kennt es gut: Schon als Kind hat er sich davor gegruselt. Als er hört, dass es im Bürgeramt im vergangenen Jahr zwei mysteriöse Todesfälle gab und Frost nicht zur Arbeit erschienen ist, beschließt er, dem Haus einen Besuch abzustatten. Auch Kollegin Sila Sahin (Almila Bagriacik) hat er schnell überzeugt, dass etwas nicht stimmt – doch ihm bleiben nur noch wenige Tage im Dienst, um den Fall zu klären.

Warum lohnt sich „Borowski und das Haupt der Medusa“?

Dieser „Tatort“ steigt düster und blutig-grotesk in das Geschehen ein: Schon das beklemmende Abendessen, das in einer Gewaltorgie endet, zieht die Zuschauer in den Bann. Kinostar August Diehl spielt großartig in der Rolle des wortkargen Einzelgängers Robert Frost, der als unberechenbarer Psychopath agiert. Auch in den Nebenrollen ist dieser „Tatort“ etwa mit der aus „Die Discounter“ bekannten Nachwuchs-Schauspielerin Klara Lange als Behörden-Mitarbeiterin stark besetzt. Und obwohl der Täter von Anfang an bekannt ist, schafft es der Krimi, Spannung und Atmosphäre bis zum Schluss zu halten.

Was stört?

Fast nichts. Aber der „Tatort“ ist nichts für schwache Nerven, es gibt viel Blut und Leichenteile zu sehen. Ein wenig schade ist es auch, dass wir überraschend wenig Privates von Borowksi auf den letzten Metern zu sehen bekommen. Kurz erinnert er sich an seine gescheiterte Beziehung mit der Polizeipsychologin Frieda Jung und die geplatzten gemeinsamen Träume – ansonsten konzentriert sich der Krimi ganz auf den Fall.

Die Kommissare?

Borowski darf sich in seinem letzten Einsatz wieder als intuitiver Eigenbrötler mit untrüglichem Polizei-Instinkt zeigen. Dass die Rente nichts für ihn ist, wird gleich zu Beginn deutlich: Etwas verloren wirkend lässt er sich in einem Reisebüro beraten. „Aktivreisen sind bei unseren Best Agern hoch im Kurs“, wird ihm versichert, aber Borowski ist überfordert bei der Frage, wie denn seine „super-duper Wunschreise“ aussehen soll. Viel lieber geht er seiner Arbeit nach und greift dieses Mal besonders schnell zu unkonventionellen Mitteln, unterstützt von Kommissarin Sahin.

Vor dem Chef will Borowski seine Kollegin schützen, als ihre Alleingänge auffliegen, doch die steht zu ihm und ihrem Tun. „Du wirst mir fehlen“, sagt Sahin irgendwann zu Borowski. Er nimmt es überrascht schweigend zur Kenntnis.

Ein- oder ausschalten?

Unbedingt einschalten und gebührend Abschied nehmen von Axel Milberg, der in 44 Folgen in über 20 Jahren Kommissar Borowski verkörperte. Wie genau sich Borowski aus der Krimi-Reihe verabschiedet, hielt der NDR bis zuletzt unter Verschluss: Die letzten Minuten fehlten in der Presse-Vorführung. Schon allein dafür lohnt sich also das Einschalten.

Die Kommissare Borowski und Sahin ermittelten zuletzt in diesen Fällen:

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