Zu wenige Pflanzen, zu wenig Schatten, zu viel Grau: Der nach jahrelanger Sanierung gerade wieder eröffnete Gendarmenmarkt stößt nicht bei allen auf Begeisterung.
Kneift man die Augen zusammen, dann kann man ein wenig erahnen, was man vielleicht mit der Sanierung des Gendarmenmarktes im Herzen Berlins zu erreichen erhoffte. Ein bisschen Petersplatz meint man dann zu erahnen: Weite, freie Fläche, drum herum imposante historische Gebäude mit Säulen. Doch: Der Petersplatz wurde im siebzehnten Jahrhundert angelegt, der neue Gendarmenmarkt im vergangenen Jahr. Ist ein solcher, komplett versiegelter Platz für eine moderne Großstadt noch zeitgemäß?
Viele Einwohner der bundesdeutschen Hauptstadt sind nicht der Meinung. Ihnen ist der zentrale Platz in seiner neuen Optik viel zu grau, sie vermissen Bepflanzung. Speziell auf dem vormals als Twitter bekannten Kurznachrichtendienst X mehrte sich Kritik an der Gestaltung des für viele Menschen schönsten Platzes Berlins. „Der Gendarmenmarkt in Berlin ist etwas arg versiegelt und wenig begrünt“, heißt es dort von einer Nutzerin. Ein anderer schrieb: „Der umgestaltete Gendarmenmarkt ist ein Grauen aus Stein und Beton. Kein einziger Baum, der Schatten spendet. Was für Menschenfeinde waren hier am Werk?“Tweet
Berlin: Gendarmenmarkt überzeugt nicht alle
Auf X verglich auch Moderator und Autor Micky Beisenherz ein Foto des Gendarmenmarktes mit einem trostlosen Stein-Vorgarten. „Same energy“, schrieb er zynisch dazu. Und irgendwie kann man die Kritik nicht so ganz von der Hand weisen. Doch es gibt einige Gründe, warum der sanierte Platz so aussieht, wie er aussieht – und nicht, wie es noch um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert der Fall war, als er mit ausladenden Grünflächen versehen wurde.
Im Februar 2021 nämlich wurden der Platz und Teile der umstehenden Gebäude unter Denkmalschutz gestellt – „bedeutende Zeugnisse der Postmoderne in der ehemaligen DDR„. Und so musste bei der Renovierung darauf geachtet werden, dass der Look des Platzes, wie ihn vor rund 40 Jahren die DDR hergerichtet hatte, beibehalten wurde.
Gendarmenmarkt musste Denkmalschutz entsprechen
Zudem wurde nur Natursteinpflaster genutzt und unter dem Platz eine Auffanganlage für Regenwasser angelegt. Mehr Bäume, Grasflächen oder Blumenbeete seien auch deshalb nicht möglich gewesen, weil der Platz komplett barrierefrei zugänglich sein sollte und hier zudem regelmäßig Veranstaltungen stattfinden, für die die freie Fläche vonnöten sei, heißt es in der „Berliner Zeitung“. Zwei Jahre hatten die Sanierungsarbeiten gedauert, 21 Millionen Euro wurden investiert.
Doch bei allen guten Gründen, den Gendarmenmarkt so zu gestalten, wie es nun passiert ist: Schatten suchen die Berlinerinnen und Berliner hier im Sommer vergeblich. Also beim Hauptstadtbummel zukünftig an einen Sonnenhut denken!