Ungewöhnlicher Gast: In einem Podcast der Thüringer AfD-Fraktion spricht der BSW-Politiker Steffen Quasebarth. Es geht auch um Rassismus und Wahlen. Der Auftritt löst Kritik aus.
Mit seinem Auftritt in einem Podcast der Thüringer AfD-Fraktion hat der BSW-Politiker und Vize-Landtagspräsident Steffen Quasebarth Kritik auf sich gezogen. „Ich bin entsetzt über die Instinktlosigkeit“, sagte Thüringens SPD-Chef Georg Maier. Er sprach von einem „Kuscheltalk“, der von politischer Naivität gegenüber den demokratiefeindlichen Einstellungen der AfD zeuge. „Es braucht politische Haltung und Überzeugung gegenüber der Höcke-AfD.“ In Thüringen gibt es eine Regierungskoalition aus CDU, BSW und SPD.
Der AfD-Abgeordnete Stefan Möller hatte in dem Podcast gesagt, es sei das erste Mal, dass ein Vertreter einer anderen Partei zu Gast sei. Die Podcast-Folge trägt den Titel „Horch ma! – Ab durch die Brandmauer mit Steffen Quasebarth„. Die Thüringer AfD wird vom Landesverfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestuft und beobachtet. Möller ist neben Björn Höcke Co-Chef des AfD-Landesverbands.
Quasebarth will AfD-Wähler erreichen
Quasebarth sagte der Deutschen Presse-Agentur, er spreche in dem Podcast nicht für die AfD-Funktionäre, „sondern mit ihren Wählern“. Es brauche Dialog, diese zu erreichen. „Sicher lässt sich darüber diskutieren, ob ein Gastauftritt in einem Parteipodcast dafür ein sinnvoller Weg ist. Meine Intention ist jedoch, um diejenigen zu kämpfen, die aus Frust bei der AfD gelandet sind.“
Thüringens BSW-Co-Chef Steffen Schütz kritisierte die Aktion. „Wir reden mit Wählern der AfD, wir stärken aber nicht ihre rechtsextremen Funktionäre“, sagte Schütz der „Thüringer Allgemeinen“. Es sei naiv zu glauben, dass man so die Welt verändert. „Die AfD ist eine rechtsextreme Partei, die verändert man nicht mit einem Podcast“, sagte Schütz der Zeitung.
Gedenkstättenleiter: Normalisierung von Rechtsextremismus
Buchenwald-Gedenkstättenleiter Jens-Christian Wagner warnte beim Portal X: „Normalisierung des #Rechtsextremismus und deshalb überhaupt keine gute Idee: Landtagsvizepräsident Steffen #Quasebarth (#BSW) tritt im Podcast der #AfD Thüringen auf.“
Inhaltlich geht es in der Podcast-Folge über weite Strecken um Quasebarths Weg in die Politik, die Medien, Wahlauszählungen und Rassismus. Quasebarth war vor seinem Eintritt in das Bündnis Sahra Wagenknecht viele Jahre ein bekannter MDR-Moderator.
Rassismus kommt zur Sprache
Möller sagt in dem Podcast, es sei eine gesellschaftliche Vorverurteilung, dass AfD-Politiker Rassisten sind. Quasebarth erwiderte: „Ich stelle fest, dass das passiert, ich stelle aber auch fest, dass Politiker aus der AfD von Zeit zu Zeit damit spielen. Das halte ich für gefährlich.“
An einer anderen Stelle sagte Quasebarth, dass ein grundsätzliches Misstrauen gegen alles schädlich sei für die Gesellschaft. Es sei wichtig, dieses Misstrauen nicht über die Maßen zu schüren, „das sie ja schüren, um ihre eigene Gruppe zusammenzuhalten. Deswegen halte ich einige Vorgehensweisen Ihrer Partei für gefährlich“, sagte Quasebarth. Möller sprach von einem Graben in der Gesellschaft.