Streit um Krankenstand: IG Metall: Tesla hält in großem Umfang Lohn seiner Arbeiter zurück

Machen Tesla-Arbeiter häufig blau? So sieht es die Werksführung und hält den Lohn von Krankgeschriebenen zurück. Die IG Metall hat bereits eine halbe Million an Gehalt erstritten.

Die IG Metall schlägt Alarm: Tesla zweifelt in großem Umfang ärztliche Atteste an und verweigert die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, so der Vorwurf der Gewerkschaft. „Mit diesem inakzeptablen Vorgehen treibt das Unternehmen immer wieder Kolleginnen und Kollegen in finanzielle Not“, berichtet IG Metall-Bezirksleiter Dirk Schulze.

Seit Langem beklagt sich die Leitung des Tesla-Werkes Grünheide in Brandenburg über den aus ihrer Sicht zu hohen Krankenstand. Im Herbst machte Tesla dann unangekündigte Hausbesuche bei krankgeschriebenen Angestellten, um Blaumacher zu überführen. Inzwischen hat das Unternehmen die Maßnahmen offenbar verschärft. Der stern bat Tesla um eine Stellungnahme zu den Vorwürfen, hat aber keine Antwort erhalten.

Tesla verfolgt ein Muster

Die Gewerkschaft beobachtet nach eigenen Angaben ein Muster in Grünheide: Im ersten Schritt werde eine Krankschreibung angezweifelt. Der Angestellte werde aufgefordert, die Diagnose zu offenbaren, ja sogar seinen Arzt von der Schweigepflicht zu entbinden. Als Nächstes werde Lohn einbehalten, sogar die gesetzlichen Pfändungsgrenzen würden ignoriert. Es komme vor, dass kein einziger Euro überwiesen werde. 

Schließlich werde den Beschäftigten erklärt, dass schon die ersten Zahlungen während der Krankheit zu viel gewesen seien, sie hätten „Schulden“. Dann folge ein Angebot: Wenn man einen Aufhebungsvertrag unterzeichne, also das Unternehmen verlasse, dann sei man seine „Schulden“ direkt wieder los.

IG Metall erstritt schon halbe Million Euro an Lohn

Auch bei diesem „Angebot“, berichtet die IG Metall, würden die Mitarbeiter unter Druck gesetzt. Es gebe keine Bedenkzeit, der Arbeitnehmer solle sofort unterschreiben.

„Die vermeintlichen Überbezahlungen sind in fast allen Fällen nichts als haltlose Behauptungen“, erklärt Bezirksleiter Schulze dazu. Allein 2024 habe man fast eine halbe Million Euro juristisch von Tesla erstritten. „Geld, das die Beschäftigten verdient haben und das sonst in der Tasche des reichsten Menschen der Welt gelandet wäre.“ Bei Tesla in Grünheide gebe die IG Metall inzwischen über zwanzigmal so oft Rechtshilfe wie sonst üblich.

Ausgangspunkt des Konflikts war offenbar ein besonders hoher Krankenstand im August 2024. Auf einer Betriebsversammlung im September, von der das „Handelsblatt“ berichtete, habe der Personalchef des Werks von einem Krankenstand im August von 17 Prozent gesprochen. Im September seien es dann 10 bis 11 Prozent gewesen. Daraufhin hatte Tesla offenbar angefangen, in großem Umfang Hausbesuche bei Kranken zu machen.

Tesla-Arbeiter beklagen hohen Druck

Es stellt sich natürlich die Frage, warum der Krankenstand bei Tesla hoch ist. Aus Sicht der Gewerkschaft ist das Verhalten von Tesla nicht nur „hochgradig unseriös und inhuman, sondern auch kontraproduktiv“. Viele Tesla-Mitarbeiter beklagen schlechte Arbeitsbedingungen, das ergab eine Umfrage der IG Metall unter seinen Mitgliedern im Betrieb, an der 1200 Arbeiter teilnahmen – ungefähr ein Zehntel der Belegschaft.

Vier von fünf Befragten hatten dabei erklärt, sie fühlten sich oft oder sehr oft überlastet. Nur jeder Zehnte bejahte die Frage, ob er glaube, die aktuelle Arbeitssituation bis zur Rente aushalten zu können. Neun von zehn Befragten gaben an, unter körperlichen Beschwerden wie Kopf-, Nacken-, Gelenk- oder Rückenschmerzen zu leiden. 

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