Connecticut: Frau sperrte Stiefsohn 20 Jahre lang ein: Warum half ihm keiner?

Viele Jahre lang hielt eine Frau ihren Stiefsohn unter schrecklichen Bedingungen gefangen. Jetzt stellt sich die Frage, warum das niemand früher bemerkte und das Martyrium beendete.

Ein grausiger Fall erschüttert die USA: In Waterbury im Bundesstaat Connecticut soll eine Frau mehr als 20 Jahre lang ihren Stiefsohn gefangen gehalten haben. Seit seinem elften Lebensjahr musste er in einem winzigen Zimmer hausen, bekam viel zu wenig zu essen und zu trinken. Am Ende wog der Mann nur noch 31 Kilogramm.

Nachdem die Polizei die Grundzüge des Verbrechens rekonstruiert hat, stellt sich die Frage: Gab es tatsächlich über so lange Zeit keine Hinweise darauf, was in dem Haus vor sich ging – und warum half dem mittlerweile 32-Jährigen niemand? Möglicherweise hätte sein Martyrium schon früher entdeckt werden können.

Onkel machte sich Sorgen

Laut Berichten von US-Medien sorgten sich Verwandte und Nachbarn, auch die Polizei stattete der Stiefmutter Besuche ab. Doch offenbar ging niemand der Sache wirklich nach. Ein Onkel suchte nach Polizeiangaben das Gespräch mit dem Opfer, als ihm dieses bei seinem Besuch unterernährt erschien. Die Stiefmutter habe ihn jedoch erst harsch abgewiesen und sämtliche weitere Kontaktversuche abgewimmelt. „Er stellte Fragen, er versuchte sie zu erreichen, aber er erhielt nie eine Antwort“, sagte Polizeichef Fernando Spagnolo.

Spagnolo fand jedoch auch kritische Worte: „Es gab viel Untätigkeit seitens der Menschen, die dem Opfer am nächsten standen.“ Die mutmaßliche Täterin habe die Situation in ihrem Haus lange vor der Öffentlichkeit und sogar ihrer Familie geheim halten können.

Die Polizei kontrollierte die Familie – ohne Folgen

Der frühere Direktor der Grundschule, die das Opfer besuchte, erhebt schwere Vorwürfe gegen die Behörden. „Wir wussten es, wir haben es gemeldet“, sagte er dem US-Sender NBC. „Nichts wurde getan. Das ist die Tragödie bei der ganzen Sache.“ Es sei früh offensichtlich gewesen, dass mit dem Kind etwas nicht stimme. Der Junge sei ständig hungrig gewesen, habe sogar Essen aus der Mülltonne geholt. Er selbst habe die Stiefmutter und das Jugendamt mindestens 20 Mal angerufen, sagte der frühere Direktor. Das Opfer hatte die Schule bis zur vierten Klasse besucht und wurde danach angeblich zu Hause unterrichtet.

Das Jugendamt erklärte, man sei entsprechenden Berichten nachgegangen und habe dabei keine Unregelmäßigkeiten festgestellt. Die Polizei selbst stattete der Familie zweimal einen Besuch ab, beide Male im Jahr 2005. Zuerst überprüfte die Polizei das Wohlergehen des Kindes, nachdem die Familie beim Jugendamt gemeldet worden war. Die Beamten fanden laut ihrer Berichte „ein normales Familienleben“ vor. Danach rief die Familie selbst die Polizei und beschwerte sich über Lehrer, die sie beim Jugendamt gemeldet hätten. Auch diesmal blieb unentdeckt, was wirklich in dem Haus passierte.

Nachbarn nahmen die Mutter und ihren Stiefsohn anscheinend kaum war. Sie sei nur ganz selten zu sehen gewesen, sagten Anwohner dem Lokalportal „CT Insider“. Laut NBC wussten viele Nachbarn nicht einmal von dem Mann, der in dem Haus lebte.

56-jährige Frau gegen Kaution auf freiem Fuß

Die Wahrheit kam erst ans Licht, als der 32-Jährige das Haus angezündet hatte. Rettungskräfte brachten ihn in Sicherheit, der Polizei erzählte er seine Geschichte. „Das Leid, das dieses Opfer über 20 Jahre lang ertragen musste, ist herzzerreißend und unvorstellbar“, sagte Polizeichef Spagnolo. Die 56-jährige Stiefmutter bestreitet die Anschuldigungen. Sie wurde festgenommen, befindet sich nach Zahlung einer Kaution von 300.000 US-Dollar aber wieder auf freiem Fuß.

Quellen:Polizei Waterbury, NBC, WTNH, „CT Insider“

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