Ein voller Kleiderschrank und doch nichts zum Anziehen? Das verraten ungetragene Kleidungsstücke über uns.
Fast jeder kennt das Problem: Der Kleiderschrank ist voll, aber einige Teile bleiben unberührt. Trotzdem fällt es schwer, sich von ihnen zu trennen. Warum kaufen wir Kleidung, die wir nie tragen? Und was können wir daraus lernen? Wer seine ungetragene Kleidung analysiert, kann daraus wertvolle Erkenntnisse ziehen und herausfinden, welcher Stil wirklich zu einem passt. So lassen sich nicht nur Fehlkäufe vermeiden, sondern auch ein nachhaltiger Modekonsum fördern.
Impulskäufe
Oft reicht ein „50% Sale“-Schild aus und ein schönes, aber unnötiges Kleid liegt im Einkaufswagen. Viele ungetragene Kleidungsstücke sind das Ergebnis von Impulskäufen. Oft verleiten uns neue Trends oder verlockende Rabatte dazu, Dinge zu kaufen, die unseren Bedürfnissen nicht entsprechen. Wir lassen uns von der Masse mitreißen und kaufen Kleidungsstücke, die nicht wirklich zu unserem Stil oder unserer Lebensweise passen. Solche Käufe sind oft ein Produkt der Werbung oder des Verlangens, etwa „Besonderes“ zu haben – auch wenn man im Alltag gar keine Gelegenheit hat, es zu tragen. Die Modeindustrie ist darauf ausgelegt, uns mit kurzfristigen Anreizen zu locken, was unser Kaufverhalten beeinflusst.
Um Impulsivkäufe zu vermeiden, kann man sich eine „Wunschliste“ für Kleidungsstücke erstellen, die man wirklich braucht oder die gut zum eigenen Stil passen. Findet man ein schönes Kleidungsstück im Geschäft, lohnt sich auch ein Blick auf Second-Hand-Plattformen – das schont den Geldbeutel und ist umweltfreundlicher.
Wunsch vs. Realität
Manchmal kaufen wir Kleidungsstücke für ein Leben, das wir uns wünschen, aber nicht wirklich führen. Ein Paar High Heels für schicke Partys oder Abendessen, dabei ist man in der Realität eher Fan von bequemen Sneakern oder Boots. Oder ein schickes Kleid für besondere Events, die in der Vorstellung regelmäßig stattfinden – aber in Wirklichkeit trifft man sich eher mit Freunden im Café oder beim Brunch. Solche Käufe spiegeln oft unerfüllte Wünsche wider. Wir kaufen etwas, das idealerweise zu uns passen würde, aber dann bleibt es im Schrank hängen, weil es in der Realität eigentlich gar nicht zu unserem Alltag oder unserer Persönlichkeit passt.
Hilfreich kann es sein, vor jeder Kaufentscheidung zu überlegen: Wie oft ziehe ich das Teil wirklich an? Ein hilfreiches Prinzip ist „Cost per Wear“. Dabei berechnet man, wie viel ein Kleidungsstück im Verhältnis zu seiner Nutzung kostet, also der Preis des Kleidungsstücks geteilt durch die Anzahl der Tage, an denen man es trägt. Ein teurer, aber hochwertiger Mantel, den man jahrelang trägt, hat oft einen viel niedrigeren CPW als ein billiges Trendteil, das nach einmal Tragen nie mehr Tageslicht sieht.
Fehlende Vielseitigkeit
Die gemusterte Bluse, die nicht zur Lieblingsjeans passt oder der knallgelbe Cardigan, der nur zu einem anderen Oberteil gut aussieht: Wenn ein Teil schwierig zu kombinieren ist oder nur zu einem bestimmten Anlass getragen werden kann, wird es oft nicht genutzt. Wenn ein Kleidungsstück nur zu einem sehr speziellen Look passt, landet es schnell im hintersten Teil des Schranks. Ein bewussterer Blick auf die Vielseitigkeit von Kleidungsstücken kann dabei helfen, Fehlkäufe zu vermeiden. Statt sich in Trends zu verlieren, kann es sinnvoller sein, auf zeitlose Klassiker zu setzen, die sich leicht in verschiedene Outfits integrieren lassen.
Eine gute Faustregel für den nächsten Kauf: Ein neues Kleidungsstück muss mindestens mit drei Teilen, die man bereits besitzt, kombinierbar sein.
Qualität statt Quantität
Günstige Massenware mag verlockend sein, doch oft stellt sich heraus, dass Material oder Passform nicht so angenehm sind, wie erhofft. Kleidungsstücke, die nicht richtig sitzen oder schnell ihre Form verlieren, landen häufig hinten im Schrank, weil wir sie nie wieder anziehen. Statt auf günstige Angebote zu setzen, hilft es, den Fokus auf Qualität zu richtigen. Hochwertige Kleidungsstücke halten länger, sind oft bequemer und lassen sich besser kombinieren. Ein bewusster Einkauf, der in Qualität statt Quantität investiert, ist langfristig nachhaltiger.
Beim Kauf neuer Kleidung lohnt sich ein Blick aufs Etikett: Hochwertige Materialien wie Bio-Baumwolle oder Leinen sind nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch pflegeleichter und halten damit länger.
Emotionale Bindung
Ein altes T-Shirt, das uns an ein besonderes Konzert erinnert oder ein Kleid, das in der Jugend perfekt gepasst hat, aber mittlerweile zu eng ist: Manchmal hängen wir aus nostalgischen Gründen an Kleidungsstücken, selbst wenn sie nicht mehr unserem Stil entsprechen, nicht mehr in gutem Zustand sind und quasi nie zum Einsatz kommen. Diese emotionalen Bindungen können uns daran hindern, Platz im Schrank für neue, nützlichere Teile zu schaffen, auch wenn wir wissen, dass wir sie nie mehr tragen werden. Ein bewusster Umgang mit solchen Kleidungsstücken hilft, Platz für Neues zu schaffen und unnötigen Ballast abzulegen.
Statt Kleidung mit emotionaler Bindung im hintersten Ende des Kleiderschranks zu horten, kann man sie kreativ wiederverwenden. Zum Beispiel das geliebte Konzert-T-Shirt einrahmen und als Wanddekoration nutzen. Kleidung, die nicht mehr passt, kann man spenden, verkaufen, oder als weniger endgültige Option verleihen.